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Lärm am Flughafen Leipzig/Halle Lärm am Flughafen Leipzig/Halle: Weniger Krach im Sinkflug

Von Michael FALGOWSKI 18.10.2014, 15:58
Der Flughafen Leipzig/Halle am Schkeuditzer Kreuz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Betrieb hat freilich Nebenwirkungen: Fluglärm ist ein Dauerthema.
Der Flughafen Leipzig/Halle am Schkeuditzer Kreuz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Betrieb hat freilich Nebenwirkungen: Fluglärm ist ein Dauerthema. dpa Lizenz

HallE (Saale) - Hoffnung für Tausende Menschen aus Halle und dem Saalekreis, die von nächtlichem Fluglärm geplagt werden: Die Deutsche Flugsicherung (DFS) möchte Ende nächsten Jahres am Flughafen Leipzig/Halle ein neuartiges Anflugverfahren testen. Mit diesem System könnte es in Halle und auch dem nördlichen Saalekreis nachts etwas ruhiger werden. Auf einer eigens einberufenen Sondersitzung der Fluglärmkommission des Airports hat die DFS jetzt das neue Lande-System namens „Point Merge“ vorgestellt. In der Kommission sitzen vor allem Vertreter der Flughafen-Anrainergemeinden. Auch Halle gehört dazu.

Genaue Untersuchungen und Zahlen fehlen

„Nach dieser ersten Vorstellung durch die Flugsicherung könnte das Verfahren offenbar durchaus größere Gebiete vom Lärm entlasten. Aber noch fehlen dazu genaue Untersuchungen und Zahlen“, sagt Manfred Heumos aus Schkeuditz, der Vorsitzende der Fluglärmkommission.

So viel steht aber fest: Der Flughafen Leipzig/Halle wäre mit dieser Neuordnung der Landeanflüge ganz weit vorne. Überall in Europa setzen derzeit lärmgeplagte Airport-Anrainer ihre Hoffnungen auf mehr Ruhe in das neue Lotsensystem. Auch in Paris und an anderen großen Flughäfen wird an der Einführung gearbeitet. Doch praktiziert wird es bisher nur am betriebsärmeren Flughafen im norwegischen Oslo.

Start im Dezember 2015

Eigene Erfahrungen hat die DFS also noch nicht gemacht. So wird Leipzig/Halle erst der zweite Flughafen in Deutschland sein, an dem die Fluglotsen das neue Verfahren für den Landeanflug einführen. „Los geht es wohl im Dezember zunächst in Hannover. Praktisch zur Eingewöhnung, denn dort herrscht nicht so ein reger Flugbetrieb wie etwa in Frankfurt“, sagt Axel Raab, Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Schon im Dezember 2015 soll Leipzig/Halle an den Start gehen. Ausgewählt wurde der Airport, weil dort in der Nacht die Maschinen der Postfrachttochter DHL landen. Die Lärmbetroffenheit ist deshalb nachts besonders hoch. Das europäische Drehkreuz der Post ist ideal für Point-Merge-Einführung. Viele Flieger in kurzer Zeit effektiv herunterholen und dabei weniger Lärm machen, dazu soll es dienen.

Ziel ist kontinuierlich langer Sinkflug

Bei großem Andrang am Himmel müssen die Maschinen derzeit oft Warteschleifen fliegen und werden in Höhen gestaffelt, sagt DFS-Sprecher Raab. „All diese Manöver sind aber mit Leistungsschüben verbunden- und damit mehr Lärm.“ Ziel sei es nun, auch bei großem Andrang einen kontinuierlichen langen Sinkflug zu erreichen - denn dann werde nur mit 30 Prozent Power geflogen. Im Point-Merge-Verfahren sollen deshalb Maschinen lange vorher, in großer Höhe auf einen Punkt ausgerichtet wie in einem „Trichter “ gebündelt werden. In einem langen, gleichmäßigen Sinkflug werden sie von den Fluglotsen wie in einem Reißverschlusssystem eingeordnet. Der „Endanflug“ freilich, also ab zehn bis 20 Kilometer vor der Landebahn, bleibt der alte. Profitieren von diesem „Gleitflug“ in größerer Höhe werden also vor allem die äußeren Bezirke des Airport-Umfeldes - wie Halle.

Die Fluglärmkommission zeigt sich offen für diese Neuerung. „Die Diskussion wird fortgesetzt. Ob und welche Effekte konkret für Halle entstehen, ist aber noch nicht untersucht“, sagt Kerstin Ruhl-Herpertz, Halles Umweltamtsleiterin. Die DFS indes drückt aufs Tempo: Schon im Januar soll die nächste Sondersitzung der Kommission folgen. (mz)