Landesstiftung Landesstiftung : Der Herr der Dome kommt aus Halle

Halle (Saale) - Selbst mancher König könnte neidisch werden: Neidisch, auf diesen Mann und auf die pure Zahl „seiner“ Schlösser. Leitzkau an der Elbe, Köthen und Schloss Bernburg als so genannte „Krone Anhalts“, die Schlösser Plötzkau und Goseck und nicht zuletzt zwei Schlösser namens Neuenburg und Moritzburg - letzteres in Halle: Macht schon mal sieben. Hinzu kommen noch drei weitere Burgen und ein Jagdschloss, weiterhin zwei Klöster und die vier Dome in Magdeburg, Havelberg, Halberstadt und Halle sowie die Kunstverwaltung in einem weiteren Schloss. Was für ein Reichtum! Und ein Hallenser hat über alles das quasi die Schlüsselgewalt - und das bereits seit mehr als einem Jahr: Christian Philipsen heißt er und sein offizieller Titel ist der eines Generaldirektors in Sachsen-Anhalts „Stiftung Dome und Schlösser“.
Reichtum? Oder müsste man nicht eher sagen: „Der Ärmste!“ Schließlich hat der promovierte Historiker und Germanist hier nichts Geringeres als die Verantwortung für den Erhalt des steinernen Erbes eines der an alter Geschichte reichsten deutschen Bundesländer übernommen: Oder auf sich genommen! Doch es wirkt nicht, als ob er schwer daran trägt. Denn Philipsen hat sich für den Job der Bewahrung und Verwaltung des Alten dadurch qualifiziert, dass er - schon mit Blick aufs Reformationsjubiläum - die Neubauten und die Neustrukturierung der Lutherstätten zunächst in Eisleben und dann auch noch in Wittenberg hingekriegt hat. Doch der Abschluss dessen, was es da in Eisleben zu tun gab, war für Philipsen dann eine sinnvolle Zäsur, die bei ihm Lust machte auf Neues. Sprich auf Sachsen-Anhalts ganz große Aufgabe - die Bewahrung der ganz alten Gemäuer.
Sitz in Leitzkau
Die werden von Schloss Leitzkau aus verwaltet - Philipsens Dienstsitz, zu dem der 43-jährige Vater zweier Kinder von Halle aus pendelt, wo er seit acht Jahren wohnt. Halle ist übrigens auch quasi der größte Standort für die Stiftung Dome und Schlösser - und zwar hinsichtlich der Mitarbeiterschaft wie der Objekte. Neben dem Dom gehört dazu nun seit Jahren auch die Moritzburg. Die war nach zahlreichen verheerenden Baumängeln in der Folge des architektonisch preisgekrönten Ausbaus der Westruine in arge Nöte geraten, weswegen das früher städtische Haus letztlich seine Selbstständigkeit als Stiftung eingebüßt hat.
Doch nun habe man eine gute Lösung, meint Philipsen, der mit seinem Team fürs Baugeschehen, die Verwaltung und Finanzen der Moritzburg zuständig ist. Denn große Projekte, wie die derzeit stattfindende Schau „Magie des Augenblicks“ hätten die Moritzburg sonst nicht stemmen können.
Notwendige Projekte
Ob und wann sich andere, notwendige Projekte wie die Lösung des leidigen Depot-Problems stemmen lassen, bleibt abzuwarten. Ein „Masterplan“ dafür sei schon da, doch die Finanzierung eines Baus für die Außer-Haus-Lagerung der Magazine sei noch nicht in Sicht. Weit weniger Probleme hat Philipsen mit seiner zweiten halleschen „Baustelle“, dem Dom. Der sei seit 2003 schon weitgehend saniert, nur der Altar, auf dem auch Herzog August abgebildet ist, sei noch zu restaurieren. Den Preis „für ein kleines Einfamilienhaus“ werde das wohl kosten, sagt er.
Philipsen der über mittelalterliche Kirchengeschichte promoviert hat, liebt Halles Dom besonders, weil sich an ihm „die Kirchengeschichte Mitteldeutschlands ablesen“ lasse: mit der Nutzung durch Katholiken, Lutheraner und nun schon seit Jahrhunderten durch die reformierte Gemeinde. Doch auch insgesamt hat Christian Philipsen Halle und die Hallenser ins Herz geschlossen. Vielleicht auch, weil er aus Kassel stammt. Die Nordhessen würden ja als schwierig, etwas ruppig und eher verschlossen gelten, sagt er. „Etwa so wie wir hier?“
Philipsen lächelt und schweigt. (mz)