Landespokal-Finale Landespokal-Finale: Hebestreits letzter Versuch gegen den Fluch

Halle (Saale)/MZ. - "Noch drei Mal wird sich der Vorhang heben und wieder fallen. Dann ist meine Zeit auf der rot-weißen Bühne zu Ende." Der das sagt, ist Ronny Hebestreit, der mit 36 Jahren zweitälteste Spieler des Fußball-Regionalligisten HFC nach Torwart Darko Horvat (37). Eigentlich ist er nicht der Typ für poetische Sätze, doch dieses Mal schwingt Wehmut in seinen Worten. Man merkt, der baldige Abschied geht ihm nahe. Am 28. Mai nach dem Regionalliga-Auswärtsspiel beim VFC Plauen ist Schluss.
"Es waren drei schöne Jahre in Halle. Aber ich freue mich auch schon auf andere Dinge und die Zeit nach dem HFC. Nie mehr WG Leuna, nie mehr eineinhalb Stunden Pendeln zwischen Halle und Erfurt - das Junggesellen-Leben ist endgültig vorbei", sagt der Allrounder. Der Großteil seiner Zeit wird künftig seiner Frau Sandra und seinem Sohn Niklas gehören. "Dann bleibt mir endlich kein Kloß mehr im Hals stecken, wenn Niklas fragt: Wann kommst du wieder? Und ich muss ihm sagen, vielleicht erst in zwei Wochen." Jetzt studiert "Hebe", wie ihn seine Teamkollegen nennen, zahlreiche Reiseprospekte. Denn im Juli geht es auf große Tour. "Dann fliegen wir alle drei auf die Malediven und holen die vor zwei Jahren verschobene Hochzeitsreise nach", sagt Hebestreit.
Zuvor allerdings will sich der Routinier aber noch einen Wunsch erfüllen. Im dritten Anlauf möchte Ronny Hebestreit endlich einmal den Landespokal aus der Nähe sehen. Am Dienstagabend, nach dem Finale gegen Grün-Weiß Piesteritz, bietet sich dafür die letzte Gelegenheit. "Wenn ich zurückblicke, muss ich sagen: Das ist wohl nicht mein Wettbewerb", erzählt er. Vor zwei Jahren, bei der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg, schickte ihn der Schiedsrichter nach einer umstrittenen Roten Karte bereits vor der Pause (42.) unter die Dusche. 2010 musste er im Endspiel zusehen, weil ihn im Viertelfinale das gleiche Schicksal ereilt hatte und die zwei Spiele Sperre das Finale einschlossen. Ronny Hebestreit weiß, dass er am Dienstag keine Hauptrolle mehr spielen wird, "denn da muss die erste Reihe auflaufen. Dafür habe ich Verständnis. Dennoch, auf so zehn, 15 Minuten hoffe ich schon", sagt er. "Aber erst, wenn die Pflicht getan ist, denn ich möchte es genießen."
Die Rolle von Ronny Hebestreit beim HFC hat sich im Laufe der drei Jahre gewandelt. In den ersten beiden Serien gehörte er zum Stamm. Unvergessen ist sein Ausgleichstor in der ersten Regionalliga-Saison beim 2:1-Erfolg bei Holstein Kiel, mit dem er den HFC in das Rennen um den Drittliga-Aufstieg zurückbrachte. Als Hebestreit seinen Vertrag im Vorjahr noch einmal um eine Spielzeit verlängerte, geschah dies unter der Maßgabe, dass er kein Stammspieler mehr, sondern vor allem die rechte Hand des Trainers sein sollte. Und diese Rolle füllt er in jeder Minute aus: auf dem Platz, auf der Wechselbank, beim Training und auch in der Freizeit. "Er gibt den jungen Spielern wichtige Tipps, ruft sie auch mal zur Ordnung, wenn es nötig ist. Nicht jeder erfahrene Spieler, der schon höherklassig aktiv war, ordnet sich so ein", sagt Trainer Sven Köhler.
So ganz wird Ronny Hebestreit nicht vom runden Leder lassen, auch wenn sein Hauptaugenmerk erst einmal der beruflichen Qualifizierung im kaufmännischen Bereich gelten wird. "Es ist bislang nichts entschieden, aber so ein oder zwei Jahre Oberliga hier oder Thüringenliga da, kann ich mir vorstellen", sagt er. Das wird entweder in Gotha oder in Eisenach sein.