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LaBim und Wolffs Erben LaBim und Wolffs Erben: Wer ist wem etwas schuldig?

Von Julia Rau 31.07.2017, 13:15
Emil Wolff (l.) mit seiner Frau Amalie (sitzend, dunkles Kleid) und ihren Kindern
Emil Wolff (l.) mit seiner Frau Amalie (sitzend, dunkles Kleid) und ihren Kindern privat

Halle (Saale) - Der Kult-Treff LaBim in Halle schließt. Am Ende des Jahres will der Betreiberverein „Plan3“ das Objekt räumen, weil die Erbengemeinschaft, der das Grundstück gehört, den Mietvertrag anfechten will. Was für Freunde des Vereins ein herber Rückschlag ist, ist für Ute Klein aus Berlin, die einen Großteil der Erben vertritt, der Etappensieg im Streit um ihre Erbschaft.

Kleins Ururgroßvater Emil Wolff erbaute die Gebäude auf dem Töpferplan 1913 und gründete 1915 eine Buchdruckerei. Familie Wolff lebte zu siebt in den Gebäuden. Damals standen neben dem Hinterhaus und dem Vorderhaus auch noch ein Kutscherhaus und ein Stall dort. Im Keller der Druckerei war das Papierlager, auf der ersten Etage die Setzer und im Erdgeschoss die Druckerpressen.

Buchdruckerei im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzbunker genutzt

Wegen ihrer besonderen Statik wurde die Buchdruckerei im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzbunker genutzt. 1950 starb der Patriarch Emil, er ist auf dem Stadtgottesacker beigesetzt. Sein Enkel Bernhard führte die Druckerei weiter. Er war der letzte Drucker am Töpferplan und starb 1973. Dann war LaBim ein Wohnhaus.

1989 wurde die Familie Wolff enteignet, die Druckerei fiel dem Staat zu. Nach der Wiedervereinigung versuchten die Erben fast 20 Jahre lang, die Druckerei zurückzubekommen. In der Zeit wurde das Objekt fremdverwaltet und etwa 1992 ist LaBim eingezogen. Klein spricht von Besetzern; den ursprünglichen Erben der Familie Wolff sei damals die Kontrolle über ihr Erbe entglitten. Erst 2009 bekamen die Nachfahren von Emil Wolff ihr Grundstück zurück.

Verein Plan3 löst den LaBim-Verein in Halle ab

Kurz darauf trat der Verein Plan3 auf, der den LaBim-Verein ablöste, aber nicht dessen Rechtsnachfolger ist, wie Christian Schunke vom Verein Plan3 sagt. Weil Plan3 20 Prozent der Eigentümeranteile erworben hat, muss der Verein bei Entscheidungen mit einbezogen werden. Seither fühlt sich Klein von dem Verein betrogen, weil der etwa seine Miete nicht an die Erbengemeinschaft, sondern an eine Hausverwaltung aus Leipzig zahlt.

Die wiederum begleiche Versicherungen und Steuern, die für das Haus anfallen, erklärt Schunke. „Wir bezahlen anfallende Kosten und haben über die Jahre 65.000 Euro in das Haus gesteckt, um das sich sonst keiner groß gekümmert hat“, sagt Schunke, „wir haben das Dach saniert, die Elektrik gemacht und Fluchttüren eingebaut“. Jetzt, so Schunke, würden die Erben ihr „Sparschwein schlachten“.

Geld für den Wiederaufbau des Vereinslebens

Klein hingegen sagt, Plan3 hätte das Haus nie zu den Konditionen nutzen dürfen. Die Erben hätten das Geld aus Mieteinnahmen oder einem Verkauf gut gebrauchen können, einige von ihnen wären arm gestorben oder seien krank. Einen Verkauf hatte Plan3 stets abgelehnt. Und Schunke ist sicher, dass der Verein als Teil der Erbengemeinschaft auch nach seinem Auszug zustimmen müsste, bevor das Grundstück veräußert werden darf.

Voraussichtlich werde man, zustimmen und das Geld für den Wiederaufbau des Vereinslebens an anderer Stelle nutzen. Klein ließ bislang offen, ob überhaupt verkauft werden soll. (mz)