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Kunstmuseum Moritzburg Kunstmuseum Moritzburg Halle: Ehemalige U-Haft als Depot für Kunstschätze

Von Detlef Färber 21.07.2017, 08:50
Sieht nach einem sicheren Ort aus - auch für Museumsschätze.
Sieht nach einem sicheren Ort aus - auch für Museumsschätze. Holger John

Halle (Saale) - Die warme Jahreszeit schafft Klarheit - zumindest in der halleschen Kulturpolitik: Zunächst war eine existenzbedrohende Finanzkrise an den Bühnen Halle offenbar geworden - samt aller Gräben, die sich intern aufgetan hatten.

Dann folgte das Bekenntnis der Stadt und der Saalesparkasse zur Fortsetzung einer kulturellen Nutzung der prächtigen Villa in der Bernburger Straße 8, des bisherigen Kunstforums, und schließlich noch die Absichtserklärung des Landes, Halles potenzielles Renaissance-Schmuckstück, die Neue Residenz, nach amtlicher Vorlage eines denkmalschützerischen Zielkonzepts zeitnah auszuschreiben - und damit endlich Handlungsspielraum zu schaffen: Etwa auch mit Blick auf manches kleinere kulturelle Problem wie die fehlenden Räume für die freie Theaterszene, die sich vielleicht auch in der Residenz lösen lassen.

Depot der Moritzburg Halle: Eine Viertelmillion Stücke

Bleibt vorerst wohl nur noch ein offenes Problem, für dessen Lösung schon seit langem dringend auf einen Impuls gewartet wird. Es geht um die unhaltbare Depot-Situation im Landeskunstmuseum in der Moritzburg. Und dies könnte der Impuls sein.

Der auch für das Kulturressort in der Landesregierung Sachsen-Anhalts zuständige Staatskanzleiminister Rainer Robra (CDU) hat jetzt den Standort für den benötigten externen Depot-Bau genannt. Auf eine MZ-Anfrage hin sagte Robra, „das ehemalige Gerichtsgefängnis am Hansering“ als Standort für den Bau stehe inzwischen „ziemlich fest“.

Gedacht sei an ein gemeinsames Depot-Projekt für die Zwecke der Moritzburg und des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie. Der Standort auch für einen Neubau liegt übrigens im Hof des Karrees zwischen Hansering und Kleiner Steinstraße 7, an dem das Landesamt auch jetzt schon eine Filiale hat - neben der Zentrale im Landesmuseum für Vorgeschichte in der Richard-Wagner-Straße 9.

Bau eines Depots für die Zwecke der Moritzburg Halle

Es ist das ehemalige Gebäude der halleschen Staatsanwaltschaft. Daraus und aus der Nachbarschaft zum Landgericht ergab sich sinnvollerweise der langjährige Standort dieser Untersuchungshaftanstalt. Deren Gebäude stehen aber nun schon seit langem leer.

Für den Bau eines Depots für die Zwecke der Moritzburg und möglicher weiterer Nutzer wie etwa der Uni-Museen waren aber lange auch andere Orte im Gespräch - auch außerhalb der Stadt oder in unmittelbarer Nachbarschaft der Moritzburg.

Deren Bedarf an einer grundsätzlichen Depotlösung hängt nun übrigens auch mit der Neuen Residenz zusammen, in der lange Zeit große Teile der Sammlungen des Kunstmuseums eingelagert waren: Bis zum Saale-Hochwasser 2013, das Teile der Innenstadt auch bis an die Mauern der Residenz heran überschwemmt hatte.

Lagerung vieler Museumsstücke in der Residenz

Zudem habe die Lagerung vieler der Museumsstücke in der Residenz dann auch nicht mehr den Standards entsprochen, sagt Moritzburg-Sprecherin Katrin Greiner. Die Folge: In der Moritzburg selbst mussten wegen fehlender Alternativen Ausstellungsflächen (und damit das kulturelle Angebot des Hauses!) reduziert werden, und Flächen - wie etwa in den alten Wehrgängen - sind nun Depot-Räume. Verblieben in der Neuen Residenz ist nur die Bibliothek der Moritzburg.

Insgesamt geht es übrigens um eine Viertelmillion Stücke, die die Sammlung der Moritzburg umfasst - von der kleinen Münze bis hin zur Großplastik. Denn von all dem kann jeweils nur ein Bruchteil den Besuchern präsentiert werden - sei es in thematischen Wechselausstellungen oder in der Dauerschau.

Neue Dauerschau im Herbst

Diese Schau wird nach dem endgültigen Auszug der Expressionismus-Sammlung Gerlinger übrigens derzeit komplett überarbeitet und im Herbst neu eröffnet, so die Museumssprecherin.

Wann dagegen die Depotsituation tatsächlich gelöst sein wird, die Depot-Kunst ins Gefängnis einrückt und die Moritzburg wieder komplett für Ausstellungszwecke zur Verfügung steht, bleibt aber ungewiss. Auch, wann im fast schon vergessenen Turm mit dem nun als Lager genutzten einstigen Kabarettsaal endlich wieder Veranstaltungen stattfinden können. Bislang hielt sich bezüglich dessen die Hoffnung in Grenzen. Das darf sich nun ändern. Man wolle den Bau „wenn’s irgend geht, noch in dieser Legislaturperiode verwirklichen“, sagt Robra: Sprich bis zum Jahr 2021. (mz)