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Künstlerhaus im Böllberger Weg Künstlerhaus im Böllberger Weg: "188" droht nun per Haushalt das Aus

Von Detlef Färber 16.10.2014, 08:49

Halle (Saale) - Gefühlt war es bereits das 188. Mal - ungefähr. Mindestens so oft war allein dieses Jahr vom halleschen Künstlerhaus 188 im Böllberger Weg die Rede. Und zwar wechselweise vom Gebäude, das einstmals eine Schule war, und von dem gleichnamigen Verein, bei dem es Anfang 2014 schon mal fast sicher schien, dass sein Schicksal sich von dem seines Geburtshauses trennen muss.

Seitdem ist bekanntlich viel passiert - und kaum noch jemand scheint in der dramatischen Entwicklung den Überblick zu haben. Deshalb gab es jüngst im Kulturausschuss auch kaum noch ein Echo, als bei den Beratungen des Haushaltsentwurfs für 2015 der Plan der Stadtverwaltung zum Vorschein kam, den städtischen Zuschuss für den Künstlerhaus-Verein von bisher 130 000 Euro auf nur noch 30 000 zu kürzen. Auf die fast schon rhetorische Frage aus den Reihen der Stadträte, ob das jetzt dort das Ende sei, wollte Kulturdezernentin Judith Marquardt auch nicht abwiegeln. „... oder es gelingt, die Einnahmen deutlich zu erhöhen“, antwortete sie.

Schließung durch die Hintertür?

Eine Schließung durch die Hintertür, nachdem der von der Stadt geplante Abriss des denkmalgeschützten Gründerzeitbaus, wie’s derzeit scheint, gescheitert ist? Nachdem die Künstler Burghard Aust, dann Moritz Götze und schließlich sogar Wolf Biermann vehement protestiert und damit eine politische Welle in Gang gesetzt hatten, sind die Abriss-Pläne für das Haus gestoppt - vorerst.

Doch mit dem behördlichen Abriss-Verbot - gegen das noch eine Klage anhängig ist - hat sich die schon lange andauernde Verwirrung um das Haus und den Verein nur nochmals gesteigert. Schon vor dem geplanten Abriss hatte es ja immer wieder Überlegungen gegeben, den Künstlerhaus-Verein samt den Ateliers und vor allem der Ausstellungsflächen, die sich im Haus befinden, in die Innenstadt zu verlagern. Denn die Kaltmiete für das große Haus von 108 000 Euro - zu zahlen an das städtische Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) - frisst fast den ganzen städtischen Zuschuss auf. Da schien der - angeblich für das EU-geförderte Stadtbahn-Millionenprojekt unumgängliche - Abriss des „188“ und eine damit verbundene Entschädigung von 800 000 Euro fast die Rettung zu sein. Und zwar nicht nur für den Künstlerverein - sondern auch fürs Stadtmuseum, das als künftiges Domizil für die Künstler vorgesehen war. Denn die Abriss-Entschädigung - als quasi Mitgift der Künstler - hätte im ebenso klammen Stadtmuseum einen Weiterbau des Druckerei-Gebäudes auch für die Zwecke der dann eingemieteten Künstler ermöglicht: Eine Win-win-Situation, die der unerwartete Sieg der drei Denkmalschutz-Künstler für die alte Schule buchstäblich vereitelt hat.

Doch was nun? Für Vereins-Chef Jürgen Weißbach ist - bei allen Unklarheiten - eins klar. „Anderswo wird es mit dem Verein 2015 nicht weitergehen.“ Dazu sei inzwischen auch die Zeit zu knapp. Es laufe also wohl auf eine Auflösung des Künstlerhausvereins hinaus. Ob es dennoch Möglichkeiten mit dem Stadtmuseum gibt, ist derzeit unklar. Doch auf jeden Fall müssten Teile oder Funktionen des Vereins wie etwa die Druckwerkstatt und das Projekt „Gestalter im Handwerk“ gerettet und weitergeführt werden. Ein provisorische Lösung für 2015 mit neuem Eigentümer oder Hauptmieter fürs Haus „188“ müsse dann ohnehin her, meint Weißbach. Und vielleicht könnte später erneut an Künstler vermieten werden: Nach einer „energetischen Sanierung“, von der der Vereins-Chef meint, sie würde gut und gern eine Million kosten.

Weißbach klingt dabei gar nicht so pessimistisch: Vieles, meint er, wäre danach wieder denkbar.