Kunden üben Kritik nach Stromausfall
Teutschenthal/MZ. - Daraufhin sei gegen 11 Uhr fast das gesamte Netz im Ort zusammengebrochen, so Buscher.
Etwa 17 Stunden dauerte der Spuk in der Gemeinde mit 9 600 Einwohnern. Erst am Morgen des Folgetages gingen in den letzten Haushalten und Geschäften wieder die Lichter an. Die Betroffenen ärgern sich und machen ihrem Unmut Luft. Schon seit Jahren sei die Stromversorgung in Teutschenthal nicht stabil, schimpft Apotheker Olaf Strobach: "Das ist ein katastrophaler Zustand."
Ortsbürgermeisterin Annegret Helbig (UBV) bestätigt die Vorwürfe. Nach ihren Informationen besäßen zahlreiche Teutschenthaler eigene Aggregate, um im Ernstfall selbst Elektrizität zu produzieren.
Auch im Edeka-Markt von Bärbel Semmler steht ein solches Notstromgerät. "Damit können wir zwei Stunden lang einen Aufall der öffentlichen Versorgung überbrücken", sagt die Einzelhändlerin. Doch dieses Mal stieß der Motor an
seine Leistungsgrenze. "Lebensmittel im Wert von rund 10 000 Euro sind verdorben", seufzt Semmler: "Tiefkühlkost und Eis sind aufgetaut." Noch ist unklar, wer den
Schaden bezahlt. Semmler: "Meine Versicherung übernimmt das auf jeden Fall nicht." Aus Angst vor Plünderungen hielten die Kauffrau und fünf ihrer Mitarbeiter bis zwei Uhr nachts die Stellung in dem Geschäft: "Um uns rum wurde es in einigen Häusern schon wieder hell", erinnert sich Semmler: "Nach unzähligen Anrufen hatten auch wir endlich Strom." Die Alarmanlage schaltete auf Bereitschaft und auch die Ladentüren ließen sich wieder richtig abschließen.
Olaf Strobach hingegen wollte nicht die halbe Nacht in seiner Apotheke verbringen. Nach Geschäftsschluss gab er verzweifelt auf, den Treibstoff für seine beiden Notstromaggregate nachzufüllen. Die Lampen in dem speziell für Stromausfälle konzipierten Neubau blieben dunkel, und die Kühlschränke wurden warm. "Wir mussten Insuline und Impfstoffe im Wert von 70 000 Euro wegschaffen", erklärt Strobach, der alles in seine Filiale nach Langenbogen brachte.
Er und Bärbel Semmler fühlen sich von ihrem Stromversorger Envia-M allein gelassen. "Die telefonische Hotline hat in einer Endlosschleife falsche Informationen verkündet", klagen beide übereinstimmend. Stündlich sei der Reparaturtermin nach hinten verschoben worden.
"Wir bedauern, dass es zu solchen Irritationen gekommen ist", sagt Manfred Kaßebaum, Leiter der Netzregion Sachsen-Anhalt bei Envia-M. Um die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten ausreichend zu informieren, habe er sogar zusätzlich die Polizei um Hilfe gebeten. Gegen 19.30 Uhr machte sich ein Lautsprecherwagen auf den Weg durch die Straßen. Das bestätigte Halles Polizeisprecherin Ulrike Diener auf Nachfrage der MZ. Offenbar haben die Ordnungshüter jedoch nicht alle Betroffenen erreicht. "Ich habe keine Durchsagen gehört", sagt Ortsbürgermeisterin Annegret Helbig. Auch Olaf Strobach und seine vier Angestellten hätten von der Polizeiaktion nichts mitbekommen.
Manfred Kaßebaum von Envia-M wirbt trotz der vielen Unannehmlichkeiten für Verständnis. "So etwas kann überall und jederzeit vorkommen.", sagt er. "Perfektion ist nicht leistbar."