Kultur Kultur: Wie man als Ruhm erlangt
Halle (Saale)/MZ. - Andy Warhol hat einmal gesagt: „In Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein“. Kunst Gegen Bares gibt jedem talentierten Hallenser eine Bühne, um sich zumindest zehn Minuten lang vor zahlungswilligem Publikum zu behaupten.
Am 24. November haben sich hierzu sieben Künstler aus Halle im Charles Bronson versammelt. Mitmachen darf jeder. „Hauptsache es macht Spaß und ist interessant“, erklärt Lydia Herms (30). Die Autorin und Redakteurin von MDR Sputnik hat den Abend mit Tobias Glufke (30), Betriebs- und Volkswirt, sowie Ronald Kellner (21), Student der Sozialgeografie an der Martin-Luther-Universität, auf die Beine gestellt. Das Konzept der Kleinkunstshow aber stammt von Gerd Buurmann und wird in dieser Form auch in Köln und Hamburg umgesetzt.
In Halle haben sich an diesem Donnerstag um 20 Uhr etwa 50 Zuschauer in den kleinen Club in der Berliner Straße gedrängt. Sie sitzen dicht an dicht, auf Sessellehnen oder dem Tresen. Etwa die Hälfte der Gäste besucht Kunst Gegen Bares (KGB) regelmäßig. So voll war es aber noch nie. Darum verspricht Moderatorin Lydia Herms, sie würde für das nächste Event „mehr Raum zaubern“.
Drei Minuten vor Start werden noch zwei braune Ledersofas hereingetragen. Die Boxen surren, dann geht es los. Lydia Herms führt in einer Mischung aus Stand-Up-Comedy und Improvisationstheater durch das Programm. Die Moderatorin erzählt Anekdoten aus einer Zeit, zu der sie davon träumte, Island zu sehen. Zwischendurch verscherbelt sie Präsente verflossener Liebschaften an das Publikum. Als Zuschauer fragt man sich, ob das schon der erste Act ist und Lydia Herms am Ende des Abends auch Geld in einem Sparschwein sammeln wird? Nein, sie möchte „nur berühmt werden, nicht reich“. Dann dreht sich ein Glücksrad, der erste Künstler wird ausgewählt.
Das KGB-Repertoire reicht von Poesie bis zu Feuerkunst. Als der 41-jährige Marc Langela die Bühne betritt, kündigt er ein kulturell ernst zu nehmendes Programm an, denn „das Leben ist nicht immer spaßig“. Der Chemiker und Poetry-Slammer liest aus einem tibetischen Märchen mit dem Titel „Das Mädchen mit den zwei Geschlechtsorgangen“ vor und überrascht mit einer Comedy-Nummer inklusive einer Lametta-geschmückten „Hedwig“, die nicht nur zufällig etwas aufgeblasen wirkt.
Der 21-jährige Jan Tschatschula, Student Deutscher Sprache und Literatur, tritt als Singer-Songwriter an. Auch bei „Poeten vs. Sänger“ im „bewaffel dich“ ist er schon aufgetreten, doch heute ist er besonders nervös, „weil die Lampe schräg auf meinen Kopf scheint“. Den letzten KGB-Wettstreit im Juli hatte er gewonnen, kann seinen Titel jedoch an diesem Donnerstag nicht verteidigen. Das „Kapitalistenschwein des Abends“ wird Paul Otte (22). Der BWL-Student im marineblauen Hemd sammelt mit seinem Beatbox-Referat am Ende der Show das meiste Geld ein. Neben Anleitungen zur „Hintergrundmelodie seines Lebens“ gibt er Dubstep- und Hiphop-Beats zum Besten. Der gebürtige Brandenburger ist spontan angetreten. „Ich bin froh, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, mein Können zu beweisen“, freut sich der Gewinner von etwa 47 Euro und einem abgelaufenen Burger-Gutschein.
Das nächste „Kapitalistenschwein“ wird am Donnerstag im Charles Bronson, Berliner Straße 242 in Halle, gekürt. Auch Paul Otte wird zur Titelverteidigung wieder antreten, um sein Sparschwein zu füttern. Der Eintritt ist frei.