Kultur übers Telefon Kultur übers Telefon: Neues Theater lädt zu Besuch der etwas anderen Art ein

Halle (Saale) - 240 Plätze hat der Saal des Neuen Theaters Halle. Auf ihnen nimmt in „Zeiten des gesellschaftlichen Zusammenkommens“ das Publikum Platz, heißt es in der Ankündigung für eine neue Aktion. Weil diese 240 Plätze momentan Abend für Abend leer bleiben und den schmerzhaften Beweis liefern, „dass Theater ohne das Publikum nicht existieren kann“, hat sich das Neue Theater etwas überlegt.
Die Mitarbeiter wollen das Publikum dort abholen, wo es gerade ist, nämlich zuhause, und zu einem Theaterbesuch der etwas anderen Art einladen. Wer Lust hat, der wird angerufen und besucht das leere Theater dann am Telefon. Am anderen Ende der Leitung sind zum Beispiel Elke Richter, Florian Krannich, Alexander Pensel oder Till Schmidt, ihrerseits langjährige Mitglieder im Schauspielensemble des Neuen Theaters.
„Theaterbesuch am Telefon“ - Experiment der Theatermacher angesichts der aktuellen Coronalage
Oder aber Kinga Schmidt oder Marian Kindermann, die seit dieser Spielzeit dazugehören, also noch ganz neu sind und das Neue Theater gerade erst kennenlernen. Derweil beenden Anastasia Lara Heller und Julian Gutmann derzeit ihr Schauspielstudium. Und Jana Schikofsky und Ronny Jakubaschk arbeiten als Regieassistentin beziehungsweise Regisseur am NT. Wer von ihnen am Hörer ist, weiß der Anrufer vorher nicht. Insofern bleibt es „für beide eine Überraschung“, wie Ronny Jakubaschk erklärt. Gemeinsam mit Florian Krannich hatte er die Idee zu der Aktion „240 Plätze“, dem „Theaterbesuch am Telefon“.
Es ist ein Experiment, das die Theatermacher da eingehen im vierzigsten Jahr des Bestehens des Neuen Theaters und angesichts der aktuellen Coronalage. Die Hoffnung ist, dass auch das Publikum sich darauf einlässt. Ronny Jakubaschk wünscht sich, die 240 zur Zeit leer bleibenden Sitzplätze telefonisch mindestens einmal mit Zuschauern und Zuschauerinnen zu füllen. „Bei Bedarf werden wir aber auch mehr Telefonate führen.“
Anrufer erwartet ein „Lausch“ hinter die Kulissen
Fragen vorzubereiten, sei dagegen nicht zwingend notwendig. „Wir haben schon ganz viele Fragen unsererseits vorbereitet“, so Jakubaschk. Und trotzdem könnten die Anrufenden „alles, was sie schon immer wissen wollten, uns natürlich auch fragen“. Dabei dauere jedes Telefonat so lang, wie es eben dauert. Die ersten Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass beide Seiten schon eine gute Stunde Zeit miteinander verbringen werden.
Die Anrufer erwartet ein „Lausch“ hinter die Kulissen. Und die Theaterleute? „Wir erhoffen wir uns endlich wieder unmittelbaren Kontakt mit unseren Zuschauern. Wir wollen ins Gespräch kommen“, sagt Ronny Jakubaschk. In der ersten Märzwoche sollen die Telefonbesuche beginnen. Geplant sind sowohl Termine am Vormittag und Nachmittag als auch am Abend, die konkreten Uhrzeiten sind ab der kommenden Woche im Internet oder an der Theaterkasse buchbar.
››Mehr Informationen auf www.buehnen-halle.de/nt_240_plaetze. Telefontermine können unter anderem per Mail an [email protected] vereinbart werden. (mz)