Erste Hilfe Kühlen nur mit Vorsicht - Experte aus Halle gibt Tipps zu Verhalten bei Brandverletzungen
Mit dem „Tag des brandverletzten Kindes“ wird in diesem Jahr am 7. Dezember auf Gefahren durch Verbrühungen hingewiesen. Ein hallescher Mediziner gibt Hinweise.

„Tee tut weh“: Unter diesem Motto will der bundesweit tätige Verein „Paulinchen“ zum Aktionstag für brandverletzte Kinder auf Gefahren hinweisen, die für Kinder von heißen Flüssigkeiten ausgehen. Einem Mediziner am halleschen BG Klinikum Bergmannstrost kommt dabei eine besondere Rolle zu: Professor Frank Siemers, Chefarzt der Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum, ist Schirmherr von „Paulinchen“.
In seiner beruflichen Tätigkeit stellt der Arzt immer wieder fest, wie wichtig Aufklärung zum Thema ist – und wieviel Unwissenheit zur Ersten Hilfe nach thermischen Verletzungen wie Verbrühungen oder Verbrennungen herrscht. Die Sache mit dem Kühlen zum Beispiel. Hier rät der Experte generell zur Zurückhaltung, seien mehr als fünf Prozent der Körperoberfläche betroffen, solle man ganz darauf verzichten. Kühlen sei zudem nicht so zu verstehen, wie es mancher vielleicht noch im Kopf hat. „Wir sprechen hier von handwarmem Leitungswasser“, stellt Siemers klar.
Eis oder sogenannte Coolpacks, direkt auf die Wunde gelegt, könnten die Verletzung verschlimmern. „Die Gefäße ziehen sich zusammen und die Verletzung kann tiefer gehen.“ Warum bei großflächigen Verbrühungen oder Verbrennungen gar kein Kühlen ratsam ist, erklärt Siemers so: „Sind größere Hautflächen betroffen, kommt es unabhängig von der Temperaturentwicklung zur Verbrennungskrankheit. Das Kühlen führt zur Absenkung der Körperkerntemperatur und damit zu weitergehenden Problemen, etwas Herzrhythmusstörungen.“
Brandblasen nicht aufstechen
Auch mit weiteren Mythen räumt der Mediziner auf. Laien sollten Brandblasen keinesfalls aufstechen. Salben oder Puder auf frischen Brandwunden seien zu vermeiden, um eine spätere ärztliche Begutachtung der Brandwunde nicht zu erschweren. Hausmittel wie Öl oder Backpulver seien indes bei der Wundversorgung ein absolutes Tabu. „Es drohen Infektionen und andere Komplikationen.“
Siemers, der auch als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin fungiert, sieht großen Nachholbedarf, was Informationen zum Thema angeht. Und er hebt hervor, dass Eltern bei Unsicherheit über die Schwere einer thermischen Verletzung sicherheitshalber medizinische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. „Die Versorgungslage in Halle ist gut“, sagt er. „In ländlichen Gebieten kann das schon anders aussehen.“
Bei Kindern – besonders in der Phase vom Krabbelalter bis zu den ersten Laufschritten – würden die häufigsten thermischen Verletzungen durch Verbrühungen verursacht, in Frühjahr und Sommer kämen Verletzungen bei Grillunfällen hinzu.