Kryptosporidiose Kryptosporidiose: In der Regel Einzelfälle
Halle/MZ/LÖ - Als 1993 in Milwaukee (USA) rund 400000 Menschen erkrankten, horchten Mediziner weltweit auf. Die bisher größte von verunreinigtem Trinkwasser ausgelöste Epidemie von Kryptosporidiose-Infektionen kurbelte auch die Forschung zu dem einzelligen Parasiten an. In Deutschland ist er seit 2001 meldepflichtig. „Die Forschung ist hier allerdings relativ müde“, sagt Uwe Groß, Professor für medizinische Mikrobiologie an der Universität Göttingen.
Was auch daran liegen mag, dass man von den US-Zahlen aus dem Jahr 1993 weit entfernt ist: Laut Robert-Koch-Institut wurden 2012 bundesweit 1385 Fälle bekannt (2011: 942), die meisten in der zweiten Jahreshälfte. Ein Mensch starb. Der größte Ausbruch betraf eine Gemeinschaftseinrichtung für Kinder, in der es sieben Fälle gab.
In Sachsen-Anhalt liegt die Zahl nach Angaben des Landesamtes für Verbraucherschutz in der Regel bei unter 100 im Jahr - verteilt über alle Landkreise. „Sonst sind es Einzelfälle“, sagt Medizinerin Claudia Kohlstock. In diesem Jahr aber wurden bis Ende letzter Woche bereits 100 Fälle registriert, 55 aus Halle (davon 45 seit Mitte Juli, mittlerweile sind es 51). Ein Zusammenhang mit dem Hochwasser sei nicht auszuschließen, müsse aber erst untersucht werden. Bisher seien der Behörde keine Krankheits-Häufungen durch die Flut bekannt.
Kryptosporidien rufen nach einer Inkubationszeit von meist sieben bis zehn Tagen Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen, teilweise Übelkeit und Fieber hervor. Bei sonst gesunden Menschen würden sie oft nach ein bis zwei Wochen von allein verschwinden, so Kohlstock. Bei Säuglingen und abwehrgeschwächten Menschen könne das Problem aber auch chronisch werden. Überwiegend wird der Parasit durch kontaminiertes Wasser übertragen: Trinkwasser, Eiswürfel oder Badegewässer. Infektionswege gibt es aber auch von Mensch zu Mensch, Tier zu Mensch oder durch kontaminierte Nahrung.
Die Therapie ist laut Groß schwierig, weil es das Medikament schlechthin nicht gibt. Behandelt werden vor allem Symptome, mit einigen Medikamenten gebe es Therapieversuche. Nicht jeder aber muss krank werden: So seien in Studien schon bei über 30 Prozent der Teilnehmer Antikörper gegen Kryptosporidien gefunden worden. Sie hatten irgendwann im Leben Kontakt mit dem Parasiten, ohne je Symptome zu zeigen. Andere Studien sprechen von 0,2 Prozent der Menschen in Industrieländern, bei denen akut der Parasit im Stuhl ist, die aber nicht erkranken.