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Kraftwerk in Trotha Kraftwerk in Trotha: Pleite wurde abgewendet

Von michael tempel 16.04.2013, 09:20
Kraftwerk Trotha
Kraftwerk Trotha archiv/meinicke Lizenz

halle/MZ - Es ist ein Aushängeschild der halleschen Stadtwerke - das Kraftwerk in Trotha. Erst 2011 hat die Anlage für 23,5 Millionen Euro ein neues „Herz“, eine neue Gasturbine bekommen. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, hat der Betrieb in den vergangenen Wochen offenbar vor der Insolvenz gestanden. Nach MZ-Informationen haben die Stadtwerke und der Gasimporteur VNG (Leipzig), die das Kraftwerk in einer gemeinsamen Tochterfirma betreiben, mit Hilfe hoher Zuschüsse die Pleite jedoch abwenden können.

Folgen der Energiewende

Beide Unternehmen sollen jeweils einen einstelligen Millionenbetrag eingezahlt haben, um den Kraftwerksbetrieb für die kommenden beiden Jahre zu sichern. Notwendig geworden war dies, nachdem die Einnahmen aus der Stromproduktion im vergangenen Jahr massiv eingebrochen sind. Grund ist die Energiewende in Deutschland: Es gibt ein Überangebot an Ökostrom, zudem können Atom- und CO2 -intensive Kohlekraftwerke vergleichsweise billig produzieren. Gleichzeitig bleiben die Kosten für Erdgas, das in Trotha zur Stromerzeugung genutzt wird, hoch. Teil der Rettungsvereinbarung sei auch, dass VNG nach harten Verhandlungen Zugeständnisse beim Gaspreis abgerungen wurden.

Eine Bestätigung dazu gab es von den Stadtwerken nicht. „Beide Gesellschafter sorgen zu gleichen Teilen für die wirtschaftliche Stabilität der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH“, teilte Konzernsprecherin Ute Brockhaus mit. Über die konkreten Vereinbarungen sei Vertraulichkeit vereinbart worden. In Trotha wird wie im zweiten halleschen Kraftwerk in der Dieselstraße aus Gas neben Strom auch Wärme gewonnen. Bittere Ironie der Energiewende: Die in den Anlagen angewendete Technologie der „Kraft-Wärme-Kopplung“, die wirtschaftlich jetzt ins Hintertreffen gerät, zählt zu den umweltfreundlichsten konventionellen Methoden der Energiegewinnung. Die in den Kraftwerken erzeugte Wärme wird zum Heizen und zur Warmwasserbereitstellung in rund 74 000 Wohnungen genutzt (Fernwärme). Dem Vernehmen nach läuft dieses Geschäft weiter gut (siehe auch „15 Prozent Plus“).

Ebenfalls angespannt ist die Situation des Kraftwerks in der Dieselstraße. Diese Anlage läuft in Regie der Stadtwerketochter EVH. Dort ist die geplante Errichtung eines zweiten Fernwärmespeichers ausgesetzt worden. Diese „Thermoskanne“ mit einem Fassungsvermögen von 50 Millionen Litern sowie mit einer Höhe und einem Durchmesser von je 40 Metern sollte ab Ende 2012 für acht Millionen Euro gebaut werden. In dem europaweit größten Behälter seiner Art sollte die bei der Stromproduktion anfallende Wärme, die nicht gleich genutzt wird, in Form heißen Wassers gespeichert werden.

Stadtwerke schweigen

Auch dazu hielten sich die Stadtwerke weitestgehend bedeckt. Brockhaus: „Aufgrund wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen wird der Neubau des Fernwärmespeichers um ein Jahr verschoben.“ Hintergrund ist laut einem Insider auch die Unsicherheit, ob und inwiefern der Bund die Kraft-Wärme-Kopplung auch künftig fördert.