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Kooperation mit Paritätischen Wohlfahrtsverband Kooperation mit Paritätischen Wohlfahrtsverband: Hilfsangebot für Messies

Von Kathleen Bendick 06.03.2014, 22:21

Halle (Saale)/MZ - Die hallesche Wohnungsgesellschaft GWG startet nach einer Testphase mit einem in der Region einzigartigen Projekt: Das Unternehmen will Messie-Kranken in Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband helfen. Mit dem Begriff Messie sind Menschen gemeint, denen es nicht gelingt, Ordnung und oft auch Sauberkeit zu halten. Rund 8 500 Messie-Kranke gibt es laut dem Sozialverband in Halle und dem Saalekreis. Besonders betroffen: die GWG.

Messie-Kranke sind Menschen, die es nicht schaffen, Ordnung zu halten. Experten teilen verschiedene Gruppe ein. So genannte „Sammler und Sucher“ habe Vorlieben für Dinge, die sie auf Flohmärkten finden und anhäufen. „Bewahrer“ hingegen haben Schwierigkeiten, sich von Erinnerungsstücken zu trennen. „Abfallexperten“ sortieren Müll akribisch nach ihrer Verwertung, entsorgen ihn jedoch nicht. „Vermüller“ wollen alles aufheben und können sich von nichts trennen, nicht einmal von Abfall. Messie-Kranke finden ohne Unterstützung oft keinen Ausweg. Allein in Halle zählt der Paritätische 4 640 Betroffene.

Schutz für andere Mieter

Überall Müll, Ungeziefer und Gestank - das sind oft Probleme, die in der Wohnung eines Messie-Kranken auftreten. Hinzu kommt sogar noch mangelnder Brandschutz, der auch Nachbarn gefährdet, weil Unrat im Hausflur aufgetürmt wird und Fluchtwege so zugestellt sind. Um andere Mieter zu schützen und die Attraktivität der Immobilien zu erhalten, hat die GWG das Programm gestartet.

Mit den Sozialarbeitern des Paritätischen Wohlfahrtsverbands wird den Betroffenen nun Hilfe zur Selbsthilfe angeboten. In besonders problematischen Fällen werden Psychologen hinzugezogen. Zwar hat die GWG auch eigene Sozialarbeiter, aber „ab einem bestimmten Punkt können die nicht mehr helfen“, sagt Daniela Landgraf von der GWG. Dann müssen es die Profis wie das Team um Sozialpädagogin Karin Lucas vom Wohlfahrtsverband richten.

Bei dem Projekt können sie auf die Erfahrungen aus der Testphase zurückgreifen. Das Team des Wohlfahrtsverbandes nahm in dieser Zeit zu 18 auffälligen Mietern Kontakt auf. Sie wurden auf die Probleme angesprochen und bekamen Hilfe beim Aufräumen und der Organisation des Alltags. Unter anderem wurden die Wohnungen für die Mieter kostenlos entrümpelt. Zunächst fünf Betroffene haben sich auf das Projekt eingelassen - sie können nun wieder ein fast normales Leben führen.

Vertrauen schaffen

Am wichtigsten war es, Vertrauen zu schaffen. Darum mussten die Sozialarbeiter jeden intensiv betreuen. Dazu gehörten viele Hausbesuche - erst nach und nach wollten sich die Betroffenen die Probleme eingestehen. Schrittweise wurde die Hilfe intensiviert - um sie am Ende wieder zu verringern. Die Betroffenen sollten lernen, selbstständig mit ihrer Krankheit umzugehen. „Auch als Vermieter haben wir ein Interesse daran, zu helfen ohne zu sehr in die Persönlichkeitsrechte einzugreifen“, sagt Landgraf. Ein Schritt dazu sei auch, das Thema nach der Testphase öffentlich zu machen. Das erfolgreiche Konzept soll in diesem Jahr weiter verfolgt werden: Bald wird die Hilfe mehr Betroffenen zu Gute kommen.

Auch bei der Halleschen Wohnungsgesellschaft HWG - dem größten Vermieter in Halle - gibt es laut Sprecher Steffen Schier Messie-Fälle. Wohnungsverwalter und Sozialarbeiter würden dann helfen.