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Konzert für ein Leben nach der Leukämie

Von Silvia Zöller 26.11.2006, 17:10

Halle/MZ. - Doch als sie im vergangenen Jahr erstmals die Jose-Carreras-Benefizgala im Fernsehen sah, kamen alle Fragen auf einmal hoch: "Fielen mir auch die Haare aus? Ging es mir auch so schlecht?" Spontan wollte Friederike ihr Taschengeld für die Stiftung des Tenors spenden, der selbst 1987 an Leukämie erkrankte und ein Jahr später die Stiftung ins Leben rief, um die Erforschung und Behandlung der tückischen Krankheit zu verbessern. Doch dann kam Friederike eine bessere Idee: Am Samstag lud die musikbegeisterte Schülerin mit fast zwanzig Freunden zu einem Benefizkonzert in die Kröllwitzer Petruskirche ein. "Ich habe sofort ja gesagt, als Friederike fragte, ob ich mitmache", sagte etwa die zwölfjährige Elisabeth Peil, Landessiegerin im Fach Klavier beim Wettbewerb "Jugend musiziert". 1 223 Euro erspielten die Zehn- bis Dreizehnjährigen auf Flöte, Klavier, Oboe oder Bratsche. "Das ist Wahnsinn, damit habe ich nicht gerechnet", freut sich Friederike, die selbst Sopran-, Tenor- und Altflöte spielte, über die Spenden der rund 80 Besucher.

Wie schwer krank das hübsche Mädchen mit den langen blonden Haaren war, weiß sie selbst nicht mehr genau: "Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, nur noch an viele Tabletten und viele Spritzen." Am 18. Mai 1998, den Tag weiß Mutter Astrid Hoffmann noch ganz genau, kam die damals vierjährige Friederike ins Krankenhaus. Sie hatte hohes Fieber und fühlte sich sehr schlecht. "Die Diagnose Leukämie ist schwer, aber die Therapie ist ein Alptraum, sie ist grausam und furchtbar", erinnert sich Astrid Hoffmann. Acht Monate war Friederike im Krankenhaus, wochenlang hatte sie Schmerzen und Fieber durch die Chemotherapie. Dass eine Knochenmarktransplantation nicht notwendig war, hält Astrid Hoffmann heute für ein großes Glück: "Das ist oft der letzte Ausweg. Wir haben viele Kinder im Krankenhaus gesehen, die es auch nach einer Transplantation nicht geschafft haben."

Die Ärzte attestierten den Hoffmanns gleich zu Beginn gute Therapiechancen, da die Krankheit schnell erkannt worden war. Während rund 80 Prozent aller Kinder heute bei Leukämie geheilt werden können, liegen die Erfolgschancen bei Erwachsenen nur bei etwa 40 Prozent.

Jährlich erkranken bundesweit 25 000 Menschen an Blutkrebs. "Es war unser schönstes Weihnachtsgeschenk, dass wir Friederike Heiligabend 1998 wieder mit nach Hause nehmen durften", sagt Vater Torsten Hoffmann. Doch noch bis vor zwei Jahren musste Friederike ambulant behandelt werden, seitdem ist nur noch einmal im Jahr eine Kontrolluntersuchung fällig. "Die Krankheit hat unser ganzes Leben verändert", sagt Astrid Hoffmann nachdenklich, "man hat keine Sicherheit im Leben, es ist alles endlich."