Kniep mich mal! Kniep mich mal!: Hallesche Sprüche an Wand des Neuen Städtischen Gymnasium

Halle (Saale) - Touristen, die am Hallmarkt aus Bussen steigen und denen die sandfarbene Fassade des Neuen Städtischen Gymnasiums ins Auge fällt, werden sich zunächst wohl wundern. „Was schmust der Lubbert?“, steht ganz oben am Gebäude in braunen Lettern geschrieben.
Hä? Wie bitte? Die hallesche Mundart, ein Kulturgut für sich, sorgt ab sofort auf einem der belebtesten Plätze für Aufmerksamkeit. „Die Idee, Fassaden großflächig zu nutzen, ist nicht neu“, sagt Andreas Nowak, Chef des Mitteldeutschen Multimediazentrums (MMZ) und Mitglied im Förderverein „Pro Halle“.
Der Verein hatte 2017 bereits dafür sorgt, dass es der so wunderbare Dialekt der Alt-Hallenser auf die Hauswand eines Gebäudes in der Kleinen Ulrichstraße schaffte. Dort drehen sich die Begriffe um Wort-Antiquitäten; am Hallmarkt darf sich der allgemeine Sprachschatz in seiner ganzen Schönheit ausbreiten.
Dass mit den „Bunabelzern“ die Chemiearbeiter gemeint sind, können sich Neugierige auch ohne jene Übersetzung zusammenreimen, die als Fußnote auf den Putz gepinselt wurde. „Figugchen“, Grimassen, schneiden die Betrachter höchstens aus Vergnügen. Und sie werden und können darauf setzen, dass sie nach dem Verzehr der halleschen und internationalen Küche kein „Wanstrammeln“ bekommen.
Schulleiter Jan Riedel war zunächst skeptisch, wie er erzählt. „Begriffe mit einem Bezug zur Schule wären vielleicht besser gewesen, dachte ich. Aber jetzt, wenn ich die Wand so sehe, finde ich die Idee super.“ Die Schüler haben das sprachliche Kunstwerk übrigens noch nicht bewundern können - das Baugerüst wurde erst am Freitag demontiert.
Übrigens ist es für Nicht-Hallenser tatsächlich unmöglich, die wahre Bedeutung von „Was schmust der Lubbert?“ ohne Hilfe zu erraten. Denn nur in der Saalestadt weiß man, sagt Nowak, dass die Frage gemeint ist, wie spät es eigentlich ist. Darauf gönnt man sich einen „Schnongs“, am besten von den Halloren. (mz)