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Klippenspringer-Abend im NT Klippenspringer-Abend im NT: Schauspielstudenten aus Leipzig wollen Halles Bühnen erobern

Von Claudia Crodel 22.09.2015, 10:36
Sie alle wollen Schauspieler werden, die Studenten aus Leipzig, die jetzt die Neuen im Studio am NT sind: v.l. Marie Scharf, Benito Banse, Paul Maximilian Oldenburg, Sophia Platz, Paul Simon, Paul Maximilian Pira, Barbro Viefhaus und Mira Helene Benser.
Sie alle wollen Schauspieler werden, die Studenten aus Leipzig, die jetzt die Neuen im Studio am NT sind: v.l. Marie Scharf, Benito Banse, Paul Maximilian Oldenburg, Sophia Platz, Paul Simon, Paul Maximilian Pira, Barbro Viefhaus und Mira Helene Benser. Kison Lizenz

Halle (Saale) - Acht neue, junge Schauspieler gibt es am Neuen Theater. Genauer gesagt, sind sie noch keine fertig ausgebildeten Mimen. Vielmehr verbringen sie die nächsten beiden Jahre im Rahmen ihres Studiums an der Theaterhochschule Leipzig im Studio des NT. Das hat seit Jahren Tradition in Halle. Anfang des Sommers sind die „Alten“ gegangen. Ihre Ausbildung war so erfolgreich, dass sie alle auf Anhieb ein Engagement bekamen.

Neuinszenierung von "Schneewittchen"

Davon sind die Neuen noch weit entfernt, sie hoffen aber auf ein ähnliches Ergebnis. Motiviert sind sie jedenfalls. Im Studio sammeln sie jede Menge Bühnenerfahrung, stehen gemeinsam mit erfahrenen Schauspielern auf der Bühne, sie warten aber auch mit eigenen Projekten auf, wie den Klippenspringer-Abenden und dem Studioclub. Auch das Weihnachtsmärchen auf dem Hof des Neuen Theaters wird ganz von den Studenten bestritten. Deshalb erwartet die Zuschauer eine Neuinszenierung. In diesem Jahr kommt „Schneewittchen“ auf den Hof. Geleitet wird das Studio diesmal von Henriette Hörnigk und Alexander Gamnitzer.

„Es ist toll, wie wir vom Ensemble und allen Mitarbeitern hier aufgenommen wurden“, so die einhellige Meinung. „Man hat großen Respekt, wenn man am Theater anfängt. Es ist eine große Verantwortung, auf der Bühne zu stehen und Teil des Theaters zu sein“, sagt Marie Scharf. Die 22-Jährige aus Berlin ist die Jüngste in der neuen Truppe. Sie entdeckte ihre große Liebe während eines Auslandsjahrs in Amerika, wo sie in einem Jugendtheater mitspielte.

Theater statt Chinesisch

Drei der jungen Mimen - Sophia Platz, Benito Bause und Paul Simon - haben ihre erste hallesche Premiere am Donnerstag im Stück „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“. „Die drei sind außerordentlich talentiert“, sagt Regisseurin Katharina Brankatschk. Die 24-Jährige Sophia Platz aus Berlin erinnert sich, dass sie als Siebenjährige erstmals auf einer Bühne gestanden hat, als Kasperle. Später spielte sie in Jugendtheatergruppen an verschiedenen Berliner Theatern. Bevor sie sich fürs Schauspielstudium entschied, begann sie ein Studium in Chinesisch und Lateinamerikanistik. Nach Abbruch des Studiums zog sie zwei Monate mit den Rucksack durch Italien. Dort reifte der Wunsch, unbedingt Schauspielerin zu werden.

Von tansanischen Ritualen und Frauenrollen

Benito Banse, ebenfalls 24 Jahre alt, wuchs in Lüdenscheid und Hannover auf. Nach dem Abitur machte er ein Freiwilligenjahr auf Sansibar, wo er an der Musicalakademie Gitarre unterrichtete. Dort lernte er einen Schweizer kennen, der ihm tansanische Rituale erklärte und sagte, das diese der Ursprung des Theaters seien. Sein Interesse war geweckt. Bevor er sich an der Theaterhochschule bewarb, übte er sein Vorspiel ein halbes Jahr lang, jeden Tag mehrere Stunden lang. Es hat sich gelohnt. Paul Simon stammt aus Meißen, ist aber größtenteils in Aschaffenburg aufgewachsen. Mit sieben Jahren inszenierte er die Vogelhochzeit, in den oberen Schulklassen war er Mitglied eines reinen Jungen-Theaters. „Wir hatten viel Spaß, vor allem mit den Frauenrollen“, erzählt er. Mehrere Jahre war er in Berlin, machte Musik, jobbte und spielte Theater, ehe er sich an der Theaterhochschule bewarb.

Paul Maximilian Oldenburg, der in Hattingen aufwuchs, sammelte dagegen erste Theatererfahrungen in Bochum. Er brach die Schule ab, ging nach Berlin, absolvierte dort ein Freiwilligenjahr in der Theaterpädagogik und brauchte noch zwei Jahre, bis er wusste, was er wirklich machen wollte.

Viele Wege führen zum Theater

Barbro Viefhaus (24 Jahre) aus Stuttgart und Mira Helene Benser (25 Jahre), die in Geldern an der Grenze zu Holland aufwuchs, sind ganz klassisch zum Theater gekommen. Von Kindheit an spielten sie in verschiedenen Theatergruppen mit. Barbro begann jedoch zunächst ein Studium in empirischen Kulturwissenschaften und Anglistik. Dort habe man ihnen am ersten Tag gesagt, dass man mit so einer Ausbildung wahrscheinlich schwer einen Job bekommen würde. Wie auch Mira Helene legte sie einen längeren Weg mit zahlreichen Vorspielen bis zum Studium zurück.

Der einzige, der gewissermaßen im Theater aufwuchs, ist Paul Maximilian Pira, dessen Eltern Maskenbildnerin und Schauspieler sind. „Ich habe nach der Schule im Theater hospitiert und hinter dem Regiepult gesessen. Da merkte ich, ich wollte lieber vorn auf der Bühne stehen“, erzählt er.

Der erste Klippenspringer-Abend am 1. und 2. Oktober, 20 bzw. 17 Uhr, steht unter dem Titel „Wer hat Angst vor Lars von Trier?“. (mz)