Klinikum Kröllwitz Klinikum Kröllwitz: Zweites Herz gibt neues Leben
Halle/MZ. - Seit der ersten Herztransplantation wurden im Klinikum Kröllwitz 68 Herzen verpflanzt. Doch die Zahl ist rückläufig, wie Prof. Dr. Rolf-Edgar Silber, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie, sagt. Wurden anfangs pro Jahr etwa zehn Organe transplantiert, sind es seit einigen Jahren weniger. Er führt diesen bundesweiten Trend auf das seit 1999 in Deutschland geltende Transplantations-Gesetz zurück.
Danach gibt es keine regionalen Wartelisten mehr, sondern nur noch eine einheitliche Warteliste in ganz Deutschland. Herzen, die hirntoten Patienten in Mitteldeutschland entnommen werden, werden deshalb kaum noch in Kliniken dieser Region - Halle, Leipzig, Jena und Dresden - wieder eingepflanzt. "Und das lässt die Spendenbereitschaft offenbar drastisch sinken", erklärt der Professor, der die Klinik seit sechs Jahren leitet. Er plädiert dafür, Organspenden wieder mehr zu einer regionalen Angelegenheit zu machen, das würde die Spendenbereitschaft fördern. Früher wurden Herzen zuerst Eurotransplant angeboten. Fand sich in der europaweiten Kartei kein passender Empfänger, der als Notfall auf ein Spenderherz dringend gewartet hat, konnten die im mitteldeutschen Transplantationsverbund zusammengeschlossenen Kliniken der Region, aus der das Spenderherz kam, selbst darüber verfügen.
Etwa 20 Patienten brauchen derzeit in Sachsen-Anhalt ein neues Herz. "Hätten wir genügend Organe, könnten wir allen helfen", so Silber, die Klinik besitze ausreichende Kapazitäten. So aber müssen Patienten acht bis zwölf Monate auf ein Herz warten - nicht selten ein Wettlauf mit dem Tod.
Denn auch ein Kunstherz ist nicht bei jedem Patienten einsetzbar. Mehr noch - es kann den Zustand eines schon geschwächten Patienten noch verschlechtern. Vor allem die Gefahr einer Infektion sei hoch, wie der Professor erklärt, weil ein Kunstherz zum Teil außerhalb des Körpers liegt und Erreger über die Verbindungsstellen in den Körper gelangen können. Deshalb sei diese "Brücke zur Transplantation" stets nur ein letztes Mittel.
Gerhard Malzahn musste nicht an ein Kunstherz angeschlossen werden. Wegen seiner seltenen Blutgruppe machte er sich damals allerdings nur geringe Hoffnungen auf ein neues Herz: "Ich hatte mit dem Leben schon abgeschlossen", erinnert er sich. Als dann tatsächlich ein passendes Herz zur Verfügung stand, war das Rettung in letzter Sekunde. Längst hat er die Strapazen der langwierigen Operation vergessen. Medikamente sorgen dafür, dass sein Körper das fremde Gewebe nicht abstößt.
Heute lebt der gelernte Zimmermann, der Vorsitzender der Selbsthilfegruppe der Herztransplantierten von Sachsen-Anhalt ist, ein weitgehend normales Leben, fährt gern mit seiner Frau auf das Wochenendgrundstück in Höhnstedt.
Zu den Patienten, die auf ein neues Herz warten, gehört Ronny Fromm. Seit gut einem Jahr hofft der 23-Jährige, dass ein passendes Organ für ihn gefunden wird. "Ich werde immer schwächer, kann kaum noch Treppen steigen", erzählt der Dessauer, dessen Herz durch eine Lungenentzündung irreparabel geschädigt wurde. Seinen Beruf als Maler kann er schon lange nicht mehr ausüben. Kein Gedanke auch daran, in die Disko zu gehen oder in den Urlaub zu fahren. "Ich bin oft traurig und deprimiert", erzählt Fromm, der derzeit im Klinikum liegt. Kraft gibt ihm die Hoffnung auf ein neues Herz. Der Tag der Transplantation wäre dann auch für ihn ein zweiter Geburtstag.