Klinikum Kröllwitz Klinikum Kröllwitz: Kleinstmengen von Quecksilber sorgen für Großeinsatz

Halle (Saale) - Sonntagmittag, der erste Advent, etwa 13 Uhr. In der Einsatzleitstelle der Feuerwehr Halle geht ein Notruf aus dem Universitätsklinikum Kröllwitz ein: Chemieunfall. Sofort wird der gesamte Löschzug der Hauptwache rausgeschickt, die Gefahrenabwehr rückt mit Strahlenschutz und Katastrophenschutz aus, vier Freiwillige Feuerwehren der Stadt rücken mit an.
Vor dem Bettenhaus 2 an der Uniklinik sieht es bedrohlich aus. Mehrere Feuerwehren mit Drehleitern halten vor dem Eingang, Rettungswagen, ein Gefahrgut-Container steht bereit, Rettungskräfte mit Atemschutzgeräten laufen in das Haus. Danach ist lange Zeit nichts mehr zu hören und zu sehen. Bis es gegen 14 Uhr aus den Funkgeräten der Feuerwehrmänner heißt: Einsatz beendet, Gefahrgut aufgenommen.
Großeinsatz im Klinikum Kröllwitz: Chemieunfall entpuppte sich als harmlos
So groß das Aufgebot der Rettungskräfte war, so gering war der tatsächliche Anlass - buchstäblich. „Es waren Kleinstmengen Quecksilber ausgelaufen“, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr der MZ. „Wir haben den Stoff aufgenommen, er wird nun entsorgt.“ Kleinstmenge heißt in diesem Fall um die 15 Milliliter. Ein Esslöffel voll etwa, mehr aber auch nicht.
„Uns wurde nur gesagt Chemieunfall, nicht wie viel oder in welchem Umfang“, sagte der Einsatzleiter. „In dem Fall werden bei uns standardmäßig alle Einheiten alarmiert, auch wenn sie vielleicht gar nicht gebraucht werden. Dadurch sah es hier vielleicht spektakulärer aus, als es war.“ Die Freiwilligen Feuerwehren etwa hätten sofort wieder zurückgeschickt werden können. Die übrigen Einsatzkräfte von Hauptwache und Gefahrenabwehr nahmen die Quecksilbermengen mit Spritzen auf, so der Einsatzleiter. Ihm zufolge wurden keine Personen verletzt oder bedeutend gefährdet, weder Klinikpersonal noch Patienten.
Großeinsatz im Klinikum Kröllwitz: Quecksilber bei Aufräumaktion in Abstellraum ausgelaufen
Quecksilber wird etwa in Thermo- und Barometern verwendet. Außerdem wird es auch als Desinfektions- und Beizmittel eingesetzt. Das Schwermetall gibt bereits ab Zimmertemperatur giftige Dämpfe ab. Eine Vergiftung kann im schlimmsten Fall tödlich sein. Werden nur sehr kleine Mengen frei, ist dies meist gesundheitlich unbedenklich.
Wie der Direktor der Uniklinik, Cord Sunderkötter, später mitteilte, sei während des Umräumens in einem Abstellraum in der sechsten Etage im Bettenhaus zwei aus einer Kromayer-Lampe Quecksilber getropft. Daraufhin wurde der Raum geschlossen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Ausgerechnet die Lampe, die den Großeinsatz auf den Plan gerufen hatte war auch noch eine besonders einzigartige. Laut Sunderkötter war sie das letzte hiesige Original der von Ernst Kromayer entwickelten Quarzlampe, die früher für die Bestrahlung der Haut eingesetzt wurde. (mz)
