Klima-Demo mit Rekord Klima-Protest Friday for Future in Halle: Autofahrer reagieren wütend und lassen Motoren aufheulen

Halle (Saale) - „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, brüllte eine Gruppe Grundschulkinder in ein Megafon, während sie über den August-Bebel-Platz zog. Der Ausruf hat in Halle eine gewisse Tradition. Als im Jahr 2014 Tausende Studenten gegen die Kürzungspläne an der Uni Halle demonstrierten, nutzten sie schon diesen Spruch. Auch die Demonstranten, die am Freitag durch Halle zogen, sorgen sich um die Zukunft, allerdings nicht um die der Uni, sondern um die der Erde.
Weltweit ging am Freitag, während die große Koalition in Berlin über das Klimapaket debattierte und in New York die UNO-Klimakonferenz vorbereitet wurde, die Fridays-for-Future-Bewegung auf die Straße.
Organisator Peter von Lampe spricht von 4.500 Teilnehmern in Halle
In Halle sprach Organisator Peter von Lampe am Nachmittag von 4.500 Teilnehmern - eine bislang nie dagewesene Zahl bei den Klimaprotesten. „Es sind so viele Menschen, damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind begeistert, weil die Zahl zeigt, wie wichtig das Thema ist“, sagte er. In den vergangenen Monaten hatte er auch schon mit ein paar Dutzend Demonstranten auf dem Marktplatz gestanden.
Doch bereits als sich die Demonstranten um zwölf Uhr auf dem Hallmarkt sammelten, bevor sie über den Hansering zum Bebelplatz liefen, war klar, dass es eine Demonstration mit außergewöhnlich großem Andrang werden würde. Einige Teilnehmer hatten sich verkleidet, viele hatten Transparente und Pappschilder dabei: „Go green or go home“ zu Deutsch: „Lebe grün oder geh nach Hause“ und „Klima? Du hast dich verändert“ waren nur einige davon. Eine Frau trug eine selbstgebastelte Weltkugel in einer Eiswaffel aus Schaumstoff - als Anspielung auf die Erderwärmung.
Auch Kommunalpolitiker mischten sich unter die Masse, aber die Organisatoren baten, sämtliche Parteizeichen und -flaggen eingepackt zu lassen. „Wir wollen keine Repräsentationsfläche für Parteipolitik sein“, sagte von Lampe. Bis auf die linksradikale MLPD, deren Mitglieder sich die Fahnen nach eigener Aussage nicht verbieten lassen wollten, hielten sich alle Demonstranten an die Bitte.
„Ohne Verbote wird es wohl nicht funktionieren“
Gerade die Studenten wünschen sich mehr Fahrradwege und einen besseren Nahverkehr, so wie Marlene Weber. „Ich bin für eine autofreie Innenstadt mit Ausnahmen für Lieferfahrzeuge und Behinderte. Ich denke, mit dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel geht die Flexibilität nicht verloren“, sagte sie. „Außerdem würde ich Kohlekraftwerke stoppen, oder zumindest schneller abschalten.“ Auf die Frage, wie bei abgeschalteten Kohle- und Atomkraftwerken an Sonnen- und windarmen Tagen Energie produziert werden soll, kam sie ins Grübeln.
„Das weiß ich jetzt nicht genau, aber es gibt sicher auch andere Methoden, zum Beispiel Wasserkraftwerke“, sagte Weber. Andere Teilnehmer wollten, dass „die Politik mehr gegen Plastikmüll“ macht. Nur wenige hatten aber konkrete Ideen, wie das gelingen kann. Caterina Behrend jedoch hatte eine Idee: „Ohne Verbote wird es wohl nicht funktionieren. Die Menschen sind zu bequem“, sagte sie.
Von der Demo waren Straßenbahn- und Autoverkehr zeitweise eingeschränkt. Nicht alle Autofahrer blieben deshalb ruhig. Einige hupten und ließen den Motor aufheulen. Spätestens als Demonstranten den Parkstreifen in der Geiststraße okkupierten und mit Topfpflanzen, Tanzworkshops und Tischen von Autos freihielten, reagierten einige genervt. Allein: Die Organisatoren hatten die Sperrung bei Stadt und Polizei angemeldet und genehmigt bekommen. Alles war rechtens. (mz)


