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Kleinod am Riveufer Kleinod am Riveufer: So hat sich das Bootshaus 5 des Ur-Hallensers verändert

Von Katja Pausch 06.12.2019, 12:30
Andreas Reschke hat das ehemalige Gondelhaus zum beliebten Treffpunkt am Riveufer gemacht.
Andreas Reschke hat das ehemalige Gondelhaus zum beliebten Treffpunkt am Riveufer gemacht. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Wer als Spaziergänger entspannt am Riveufer entlangschlendert, kommt eigentlich nicht umhin, am Bootshaus 5 einen mehr oder weniger kurzen Stopp einzulegen - auch wenn (oder gerade weil) die in der Schlange Wartenden dieselbe Idee hatten. Doch nur wer genau hinschaut, sieht, dass an dem kleinen Häuschen direkt an der Saale mitnichten die 5, sondern die Nummer 9 prangt. Wieso also heißt es Bootshaus 5? Andreas Reschke kann die Sache aufklären: „Die 9 ist die postalische Anschrift, die 5 hingegen bedeutet: Es handelt sich um das fünfte Bootshaus - von der Giebichensteinbrücke aus gesehen.“ Aha.

Besitzer des Bootshaus 5 ist Ur-Hallenser, der jeden kennt

Kaum ein Hallenser, der das Bootshaus 5 und dessen Betreiber nicht kennt. Egal wie das Wetter ist, ob die Sonne vom Himmel brennt oder das Riveufer unter einer dicken Schneedecke liegt - bei Reschke macht fast jeder Halt. In manchen Wintern sind seine Gäste gar schon mit Langlaufskiern vorbeigekommen, haben sie an den Baum davor gelehnt und sich erstmal einen Kaffee oder Glühwein gegönnt. Auch mit Rad, Kanu oder Tretboot legt man gern am Bootshaus 5 an.

Reschke, Ur-Hallenser und ein uriger Typ, kennt so gut wie jeden, der an seinem Imbiss vorbeikommt. Ob neuer Hund oder neues Fahrrad, neuer Lebensgefährte oder neuer Erdenbürger - am Bootshaus laufen dank des Aufeinandertreffens vieler, ganz unterschiedlicher Leute solche Informationen zusammen.

Ur-Hallenser und Bootshaus-Betreiber schaffte hallesche Kleinod am Riveufer

1997, zum Laternenfest, hat Andreas Reschke das erste Mal die kleinen Fensterläden zur Uferseite hin geöffnet. Aus einem der insgesamt fünf einstigen Gondelhäusern, die sich nach 1900 jeweils zwei Familien zum Zwecke des Gondelverleihs an der Saale geteilt haben, hat Reschke mit viel Elan und Aufwand ein hallesches Kleinod am Riveufer geschaffen, das auch außerhalb der Stadt seinesgleichen sucht.

Reschke, der sich an und auf der Saale ebenso wie in Halles Stadtgeschichte bestens auskennt, hat noch alte Postkarten mit historischen Ansichten der Bootshäuser, die zunächst aus Holz, nach 1925 dann aus Stein gebaut worden sind. „Die Erneuerung der Anlegestellen zwischen den damaligen Gondelhäusern 4 und 5 unterhalb der Ochsenbrücke wurde 1917 durch Oberbürgermeister Rive angeregt“, weiß der Bootshaus-Betreiber, der selbst mit dem Setzen eines Geländers zwischen Ochsenbrücke und Bootshaus dafür gesorgt hat, dass niemand ins Wasser fällt.

Anfangs gab es Bockwurst, Frikadelle, Knacker nun auch Crêpes im Bootshaus

Erste Gedanken, eine durchgehende Betonfläche als eine Gondelanlegeterrasse zu erbauen, seien laut Reschke aber schon 1908 aufgekommen. „Allerdings wurden damals lediglich die vorhandenen Anlegeplätze notdürftig repariert, wobei diese Anlegestellen für den Gondelverkehr damals recht dürftig ausgesehen haben“, so Reschke. Meist seien sie von den Bootsbesitzern erbaut und auch von diesen unterhalten worden. Schließlich ließ man 1925 unter Oberbürgermeister Rive eine neue Betonfläche mit Fuß bauen, die die noch heute von den Bootshausgästen genutzte Saale-Terrasse bildet.

„Anfangs gab es Bockwurst, Frikadelle, Knacker, Kaffee, Kuchen, Eis“, zählt Reschke das Angebot vor über 22 Jahren auf. Inzwischen serviert der Bootshaus-Chef neben anderen Köstlichkeiten, darunter in der kalten Jahreszeit Glühwein, seine neueste Eigenkreation: Crêpes nach original französischem Rezept. Ein paar Urlaubstage in Paris brachten ihn auf den Geschmack, ein Pariser Crêperist ließ Reschke mitarbeiten und verriet Tricks und Kniffe. Jetzt sind die Bootshaus-Crêpes, die es auch als Galette in der glutenfreien Variante mit Buchweizen gibt, der Renner am Bootshaus 5. (mz)