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  7. Kirche & Günther Jauch: großzügiger Pastor spendet WWM-Gewinn für kirchliche Gemeinschaft

Der Esel, der auf Rosen geht „Wer wird Millionär“-Gewinner aus Halle spendet Großteil seines Gewinns

Ein Pastor aus Halle räumt bei „Wer wird Millionär“ ab – und spendet mehr als die Hälfte seines Gewinns. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es aber. Es ist die Geschichte von Lukas Gotter.

Von Jakob Milzner Aktualisiert: 31.03.2023, 10:18
Lukas Gotter vor dem Eingang des „Lichthauses“. Gotter ist nominiert für den „Esel, der auf Rosen geht“ 2023.
Lukas Gotter vor dem Eingang des „Lichthauses“. Gotter ist nominiert für den „Esel, der auf Rosen geht“ 2023. (Foto: Jakob Milzner)

Halle (Saale)/MZ - Der Stifter trägt Vollbart, ein T-Shirt mit der Aufschrift „Love“ und eine Basecap, auf der die Buchstaben „WRSHP“ stehen – eine Abkürzung des englischen Wortes „worship“, das soviel bedeutet wie „anbeten“. Die Kappe ist das Produkt einer christlichen Modemarke. Und der Mann, der sie aufhat und einladend auf den Eingang hinter ihm weist, ist Schlagzeuger, „Wer-wird-Millionär“-Gewinner – und Pastor der freikirchlichen Evangeliumsgemeinde Halle. Sein Name ist Lukas Gotter.

Hinter dem Eingang befindet sich das „Lichthaus“, durch das er nun führt. Es geht eine Treppe hinauf, durch zwei Türen und dann in einen kleinen, aber hellen Raum mit einigen Stühlen, einem niedrigen Tisch und einer Liege. „Eine Mitarbeiterin bietet Massagen an“, sagt der 35-Jährige erklärend, während er sich auf einen Stuhl fallen lässt. Neben einem Café und dem Massageraum befinden sich im „Lichthaus“ noch eine Werkstatt und ein Tonstudio.

Gegen Ende seines Studiums in Halle war Lukas Gotter pleite

Dass das christliche Begegnungszentrum an der Dreyhauptstraße über eine so reiche Ausstattung verfügt, ist zu wesentlichen Teilen Lukas Gotter zu verdanken. Wegen seiner Spenden an den Verein „Gemeinsam für Halle“, der das „Lichthaus“ betreibt, ist er nun für den Ehrenamtspreis „Esel, der auf Rosen geht“ nominiert worden. Dabei beginnt die Geschichte bereits Jahre zuvor. Und zwar mit einer Erkenntnis, die nicht so recht zu der großzügigen Spende passen möchte.

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Lukas Gotter war nämlich pleite. „Studium war noch übrig, aber Geld nicht mehr“, erzählt er von jenem Moment im Herbst 2019, als er beschloss, sich bei der Quizsendung „Wer wird Millionär“ zu bewerben. Während er den Satz beendet, verengen sich seine Augen zu engen Schlitzen und mit dem letzten Wort bricht er in fröhliches Lachen aus. Pleite ist er heute nicht mehr.

Wir verstecken nicht, dass wir Christen sind. Aber wir sind auch nicht mit der Jesus-Keule unterwegs.

Lukas Gotter, Pastor und Stifter

Denn bei einer Spezialausgabe der Quizsendung räumte der heute 35-Jährige im Jahr 2020 insgesamt 750.000 Euro ab. Mehr als die Hälfte davon habe er an die Stiftung „Gemeinsam in Halle“ gespendet, sagt der Pastor der Evangeliumsgemeinde.

Diese freikirchliche Gemeinde feiere Gottesdienste in modernem Gewand, bei denen auch die normalen Gemeindemitglieder predigen könnten und eine Band spiele, erklärt Gotter. Dabei setze er sich auch hin und wieder mal selbst hinters Schlagzeug. Identisch seien Gemeinde und Stiftung zwar nicht. Beide hätten aber „den gleichen Herzschlag“.

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Das „Lichthaus“ in Halle soll ein offener Begegnungsort für die Menschen der Stadt sein

Das „Lichthaus“ sei ein offener Ort, unter anderem mit Ganztagsangeboten für Schülerinnen und Schüler. „Kommen dürfen alle“, sagt der 35-Jährige und breitet die Arme aus. Dass es sich um einen religiösen Ort handele, bedeute nicht, dass er missionieren wolle: „Wir verstecken nicht, dass wir Christen sind“, sagt Gotter. „Aber wir sind auch nicht mit der Jesus-Keule unterwegs.“

Als er das Geld gewonnen hatte, habe er sich mit seiner Frau Gedanken gemacht, wie sie es verteilen wollten. „Ein Projekt, das über uns hinausreicht: Das war unser Ziel“, sagt der Pastor. Und auch, wenn das „Lichthaus“ nur ein Teil der Stiftung ist: Es ist doch ein besonders sichtbarer Teil. Ein Ort, wie ihn Lukas Gotter im Sinn zu haben scheint, wenn er sagt: „Wir wollen nicht für uns sein. Wir wollen Gottes Liebe weitergeben.“ Kurz schließt er die Augen und schaut einen Moment zur Seite. „Weil wir glauben, dass die Welt das braucht“, sagt er dann und lacht.