Kinopremiere in Halle Kino: "Ente gut! - Mädchen allein zu Haus" feiert Premiere in Halle

Halle (Saale) - In die Kinos kommt er erst am 26. Mai, am Samstag feiert der Film „Ente gut! – Mädchen allein zu Haus“ aber bereits im halleschen The Light Cinema seine offizielle Premiere. Hier in Halle-Neustadt wurde dieser Film im vergangenen Sommer auch gedreht und hier spielt er auch.
Das Drehbuch für die Geschichte einer ungewöhnlichen Mädchenfreundschaft hat die Hallenserin Antonia Rothe-Liermann, gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin und Arbeitspartnerin Katrin Milhahn, geschrieben. „Die Idee zum Drehbuch ist tatsächlich zu uns gekommen“, erzählt die 37-jährige Drehbuchautorin und Dramaturgin. Dabei habe ein kleiner vietnamesischstämmiger Junge sein Geheimnis mit den Autorinnen geteilt.
„Jedes Jahr lebte er für drei bis vier Wochen in der Obhut seiner zwölfjährigen großen Schwester, weil seine alleinerziehende Mutter nach Vietnam reisen musste. Uns faszinierte dabei neben ganz praktischen Details wie ‚Wie schaffen sie es, das geheim zu halten?‘ vor allem die Frage‚ Was bedeutet das für das Selbstverständnis der Kinder?‘“
Autorin aus Halle
Rothe-Liermann verarbeitete in der Geschichte aber auch eigene Kindheitserlebnisse. Ihre Großmutter kümmerte sich als pensionierte Lehrerin in Halle-Neustadt einst als eine Art „Ersatzoma“ um vietnamesische Kinder.
„Wir hatten aber auch das Glück, während unserer Recherche in viele vietnamesische Familien eingeladen zu werden, und durften eine Menge über ihre Kultur und Traditionen erfahren. Aber auch lernen, in welchem Spannungsfeld der Kulturen sich in Deutschland lebende Vietnamesen bewegen. Wie schwer es für die Erwachsenen ist, Deutsch zu lernen, und wie sicher die Kinder in den beiden völlig unterschiedlichen Sprachen zuhause sind.“
Handlung
Im Film selbst sind die elfjährige Linh, gespielt von Lynn Dortschack in ihrer ersten Rolle, und ihre kleine Schwester Tien (Linda Phuong Anh Dang) plötzlich auf sich allein gestellt, als ihre Mutter nach Vietnam muss, um sich um die kranke Oma zu kümmern. Neben Schule und Schwester muss sich Linh auch um den Haushalt und den vietnamesischen Imbiss ihrer Mutter in Halle-Neustadt kümmern, wovon niemand erfahren darf.
Vor allem nicht das Jugendamt. Doch das Geheimnis droht aufzufliegen, als die selbsternannte Spionin Pauline (Lisa Bahati Wihstutz) droht, die beiden Mädchen zu verraten. Aus Erpressung wächst bald eine Freundschaft, die jedoch immer wieder auf die Probe gestellt wird.
Gedreht in Halle
Gedreht wurde der Film in zehn Wochen im Sommer 2015 in Halle als eine Produktion von Kevin Lee Film in Co-Produktion mit dem Kinderfernsehen „Kika“ sowie den Bayerischen (BR) und Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).
„Es soll eine gleichermaßen witzige und ernste Geschichte rund um das Thema Integration sein“, erzählt Produktionsleiter Maximilian Plettau. „Die Drehorte waren vor allem in Halle-Neustadt, wo die Geschichte ja auch spielt.“ Die Sprachverwandtschaft des Kurznamens HaNeu zur vietnamesischen Hauptstadt Hanoi spielt dabei eine nicht unwichtige Rolle.
Film über besondere Freundschaft
Regisseur Norbert Lechner war von seinem Drehort begeistert. „Ich finde Halle eine wunderschöne Stadt, die Altstadt, das viele Grün, die Saaleauen, das fand ich ganz bezaubernd“, so der 55-jährige Münchener, der für seinen Kinderfilm „Tom und Hacke“ 2012 mit dem Goldenen Spatz ausgezeichnet wurde.
„Halle Neustadt ist mit allen seinen Problemen, wie den großen Leerstand, ein Ort mit manchen Brüchen. Was ich aber beim Drehen sehr bemerkenswert fand ist, wie außergewöhnlich filmisch dieser Ort ist. Die Bauhausarchitektur mit ihrer grafischen Struktur kommt sehr dem filmischen Bild entgegen.“
Schauspieler
Neben den drei jungen Hauptdarstellern spielen mit Andreas Schmidt, Lena Stolze und Steffi Kühnert auch bereits etablierte Schauspieler bei „Ente gut!“ mit. Und natürlich jede Menge Komparsen aus Halle. Unter anderem durften Schüler des Giebichenstein-Gymnasiums an einem Drehtag auf ihrem Schulgelände als Komparsen mitwirken.
Schön war für Lechner auch die große Hilfsbereitschaft, die dem Filmteam von den Hallensern entgegengebracht wurde. „Als wir beispielsweise eine große Konfettiszene drehten, haben sich ganz viele der dortigen Hausbewohner spontan bereiterklärt, als Komparsen und Konfettiwerfer mitzumachen.“
Film in zwei Sätzen
Und wie würde der Regisseur seinen Film selbst in zwei Sätzen beschreiben? „Diese Frage finde ich als Filmemacher immer am schwersten zu beantworten. Vor allem ist es ein Film über die Kraft einer ungewöhnlichen Freundschaft, und was es bedeutet, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.“
Die aktuelle Integrationsdebatte sieht Lechner davon geprägt, „dass wir meist mit unserem deutschen Blick auf die Anderen schauen. Ich glaube dieser Film ist im Moment gerade deswegen so wichtig, weil im Zentrum unserer Geschichte ja der Blick über die eigenen kulturellen Grenzen hinweg eine Rolle spielt.“
So wünscht sich der Regisseur, dass man in seinem Film „über die Perspektive des deutschen Mädchens Pauline das Leben und die Probleme der Anderen kennenlernt, nämlich einer vietnamesischen Migrantenfamilie. Aber das passiert nicht als dröges Sozialdrama sondern als Komödie und ich glaube das macht es für den Zuschauer viel leichter zugänglich.“
Einander-Fremd-Sein
Dies sieht auch die Drehbuchautorin so. „Wie Linh und Tien in unserem Film, leben in Deutschland schon längst unzählige Kinder, deren Eltern aus einem anderen Land eingewandert sind und die mühelos und ohne viel Aufheben in beiden Kulturen leben.“ Ihrer Meinung nach überwinden Kinder Vorurteile und das Einander-Fremd-Sein spielerisch und sieht darin eine große Chance für die Entwicklung der Gesellschaft. „Die Kinder, für die es ganz selbstverständlich ist, dass nicht alle derselben Kultur entstammen, werden unser Land verändern.“
Die erste Aufführung ist es für „Ente gut!“ am Samstag allerdings nicht. Der besondere Film war im Februar bereits auf mehreren Filmfestivals zu sehen und lief im Februar sogar auf der Berlinale im Programm der „Generation Kplus“. Dort kam der neue Halle-Film bereits gut an.
Eine begeisterte Zuschauerin sagt: „Ich finde es ist endlich mal einen Kinderfilm bei dem es ausnahmsweise um etwas wirklich Wichtiges geht. Was nicht so oft vorkommt. Der Film nimmt sich dem so bleiern belegten Asyl-Thema aber so leichtfüßig und im richtigen Tonfall an, dass man es total gut nehmen kann.“
Der Gewinnerfilm der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ ist in seiner Aktualität ein Plädoyer für Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Toleranz. (mz)
Premiere am 7. Mai um 13 Uhr im Light Cinema in Halle-Neustadt mit Schauspielern, Regisseur und Autorin sowie Kinderspielen und Autogrammstunde.