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"Kaum in Torte zu fassen" "Kaum in Torte zu fassen": Darum gibt es bei "Hr. Fleischer" jeden Samstag Kuchen

Von Jonas Nayda 23.10.2019, 09:44
Große Kuchentafel vor dem Kiosk am Reileck: Der Verein Hr. Fleischer feiert Geburtstag.
Große Kuchentafel vor dem Kiosk am Reileck: Der Verein Hr. Fleischer feiert Geburtstag. Matthias Behne

Halle (Saale) - Wie feiert ein Kiosk Geburtstag? Na mit Torte natürlich. Das ist auch bei „Hr. Fleischer“ nicht anders. Der hallesche Künstler-Verein wird zehn Jahre alt und dehnt sein Jubiläum dafür ein wenig in die Länge. Seit Mitte September findet an jedem Samstagnachmittag eine Geburtstags-Aktion vor dem Kiosk am Reileck statt. Vereinsmitglieder und Künstler oder Anwohner bringen Torten oder Kuchen mit und feiern jede Woche mit einer neuen künstlerischen Aktion immer unter dem Motto: „Kaum in Torte zu fassen“.

Seit zehn Jahren „Hr. Fleischer": „Es hat sich alles erst mit der Zeit entwickelt“

Am kommenden Samstag, 26. Oktober, steht die Partnerschaft des Vereins mit dem freien Radio Corax im Vordergrund. Neben Torten sollten Geburtstagsgäste deshalb am besten auch ein Radio mitbringen, denn sonst können sie die Kunst-Aktion möglicherweise nicht so gut miterleben. Der in Bratislava lebende Radio- und Medienkünstler Marold Langer-Philippsen wird ein „radiophones Klang-Erlebnis“ präsentieren und sich so mit seinen Klangcollagen live über Radiowellen am Geschehen am Kiosk beteiligen.

Dass der Kunstraum am Reileck überhaupt zehn Jahre lang bestehen würde, hätte am Anfang niemand gedacht. Als sieben Studenten und junge Künstler im Jahr 2009 den gemeinnützigen Verein „Hr. Fleischer“ gründeten und den leerstehenden Kiosk auf der Händelstraße kauften, hingen noch bunte Werbeschilder für Softdrinks und Zigaretten an dem Häuschen. „Es hat sich dann alles erst mit der Zeit entwickelt“, sagt Katrin Eitner, die seit einigen Jahren bei „Hr. Fleischer“ aktiv ist.

Mit einer großen Reinigungsaktion und finanzieller Hilfe von der Kunsthochschule richteten die ehrenamtlichen Künstler einen kleinen Ausstellungsraum in dem Kiosk ein. Die Laden-Vergangenheit sollte aber auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Deshalb erinnert der Name „Hr. Fleischer“ auch an den ehemaligen Kiosk-Besitzer Hansi Fleischer, der von 1997 bis 2009 Halles letzten traditionellen Zeitungskiosk führte.

Kuchen und Torten zur zehnjähriges Jubiläumsfeier am Samstag

„Hr. Fleischer“ hat in den vergangenen zehn Jahren auch schwere Zeiten erlebt. Etwa als 2015 die hallesche Künstlerin Juliane Noack bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Sie war Gründungsmitglied und hatte sich sehr im Vorstand des Vereins engagiert. Ihre Freunde und Kollegen entschieden sich jedoch dafür, den Kunst-Kiosk weiter zu betreiben und auszubauen. Mit Erfolg: Der Verein ist gewachsen. Seit 2018 gehört zu „Hr. Fleischer“ auch das Stadtlabor, ein zweiter Ausstellungs- und Arbeitsraum in der Großen Klausstraße. Seit Jahren gibt es fast durchgehend Ausstellungen und Aktionen, sowohl am Kiosk als auch im Stadtlabor.

„Es ist wirklich der Spaß an der Sache und die Möglichkeit, diesen ungewöhnlichen Raum zu beleben“, erklärt Katrin Eitner die Motivation, die hinter dem Verein steht. Die Vereinsmitglieder arbeiten an den Kunst-Projekten ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Neben den 15 bis 20 „Aktiven“ gibt es rund 80 eher inaktive Mitglieder, die den Verein finanziell unterstützen. Ob alle Mitglieder auch am kommenden Samstag Kuchen oder Torten backen, ist unklar. Eine Anmeldung zur Geburtstagsparty ist jedenfalls nicht erforderlich, jeder sei willkommen. „Aber bitte mit Sahne.“ (mz)