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Katastrophenschutz Katastrophenschutz: Spürnasen suchen nach Gift

Von Andreas Lohmann 23.05.2004, 17:30

Halle/MZ. - Nach Spuren einer giftigen Substanz, die im Osten von Halle und im östlichen Saalkreis verbreitet worden sein könnte. Vielleicht bei einem Anschlag? Keine Angst, das alles war am Sonnabend in Bruckdorf - im Umfeld der Ringstraße - nur eine Übung. Zum Glück.

Halle und der Saalkreis im Fokus von Terroristen? Niemand will daran glauben. Trotzdem müssen die Rettungskräfte vorbereitet sein. Das gilt auch für chemische und atomare Unfälle. Dem diente am Samstag eine Großübung. Erstmals wurde dabei das Zusammenwirken spezialisierter Einsatzkräfte getestet. Das über die Grenze nach Sachsen hinweg. Und erstmals musste neue Technik im freien Feld ihre Tauglichkeit beweisen. Der Bund hatte sie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Feuerwehren bereitgestellt.

"Vor allem die Messtechnik ist schwer zu beherrschen", sagte Einsatzleiter Heiko Peibst, "zum Glück haben wir jetzt einige Leute, die gut mit ihr umgehen können." Die Jungs hätten viel Freizeit ans Bein gebunden, um das zu erlernen.

Nun wollte Peibst wissen, was die Spürtrupps tatsächlich drauf haben. Gemeinsam mit Einsatzleiter Steffen Krohn organisierte er die bislang größte Übung zur Erkundung einer chemischen Verseuchung in Deutschland. Die größte deshalb, weil sich das zu untersuchende Territorium über 180 Quadratkilometer erstreckte. Ein Gebiet zwischen Halle-Ost und dem Schkeuditzer Kreuz. Die Annahme: Ein aus der Luft abgeworfenes Schädlingsbekämpfungsmittel hat weite Landstriche verseucht.

In so einem Fall müssen Spezialisten erkunden, wo überall Gift hingelangt ist. "Wetterdaten sind zu erfassen, Krankheitssymptome, Gelände-Koordinaten. Das ist sehr komplex", so Peibst. Man müsse feststellen, ob Straßen verseucht sind und ob zu evakuieren ist.

70 Einsatzkräfte hatte Peibst gegen 8 Uhr alarmiert. Aber nur vier von sechs Erkundungswagen setzten sich in Bewegung. Der in Gröbers stationierte rührte sich nicht, auch nicht jener in Leuna (Landkreis Merseburg-Querfurt). Verlass war dagegen auf zwei Teams aus Leipzig, die mit besonders schwerer Schutzausrüstung unterwegs waren. Auch die Wehrmänner aus Teutschenthal zeigten sich einsatzbereit. Sie verfügen über Spezialausrüstung zur Entgiftung und nahmen die Spürtrupps gegen 13.30 Uhr unter die Dusche.

Steffen Ölschläger (22) und Christian Röhle (25) konnten nun wieder frei atmen. Ihre Anstrengung hatte sich gelohnt, denn sie entdeckten ein Säuregemisch in der Landschaft. Peibst hatte den - in diesem Fall unschädlichen - Köder auslegen lassen, um zu sehen, ob die Spürnasen intakt sind.