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Katastrophale Zustände an hallescher Berufsschule Katastrophale Zustände an hallescher Berufsschule: Schüler müssen aufs Dixi-Klo

Von Jan-Ole Prasse 13.05.2015, 18:48
In den alten Toiletten blättert der Putz großflächig von der Wand - für die Schüler ein unhaltbarer Zustand.
In den alten Toiletten blättert der Putz großflächig von der Wand - für die Schüler ein unhaltbarer Zustand. Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale) - Der Putz bröckelt überall von den Wänden. Im Gang stehen mehrere Plastikeimer, um Wasser aufzufangen, das von der Decke tropft. Das sind die unhaltbaren Zustände der Toiletten für die 350 bis 400 angehenden Erzieher und Kinderpfleger, die in der Beruflichen Schule in der Rainstraße in Halle untergebracht sind. „Die Toilettenräume sind aus tiefsten DDR-Zeiten“, sagt Direktor Wolfgang Müller. Eigentlich habe die Stadt geplant, sie herzurichten. „Aber es war finanziell nicht zu machen“, sagt Müller.

Statt einer Sanierung hat die Stadt nun auf eine ganz andere Weise reagiert: Seit einer Woche stehen im Hinterhof der Schule zwei Toilettencontainer. In der kommenden Woche soll der Wasseranschluss gelegt werden, dann sind die Dixi-Klos einsatzbereit. Von beinahe allen Klassenräumen besteht freie Sicht auf die Container. „Mit Diskretion hat das alles nichts mehr zu tun“, sagt der Sprecher des Stadtschülerrates Stefan Malkoc, der selbst in der Rainstraße lernt. Immerhin: Anders als auf der alten Toilette sind die Räume für Männer und Frauen zumindest getrennt.

Das Geld fehlt

Um die Inbetriebnahme entsprechend zu würdigen, wollen die Schüler am 26. Mai eine feierliche Einweihung der Toiletten samt Einladung an den Stadtrat und die Verwaltung vornehmen. „Das ist unser sarkastischer Kommentar zum Zustand der Schule“, sagt Malkoc.

Eigentlich sollte die Berufliche Schule schon gar nicht in dem Gebäude in der Rainstraße sein. Seit 2004 gibt es den grundsätzlichen Beschluss, dass die Erzieherausbildung in das Gebäude am Weidenplan verlegt wird. Dort sind derzeit schon die Kosmetiker- und die Friseur-Ausbildung untergebracht. „Der Platz würde absolut ausreichen“, sagt Müller.

Doch dieser Plan scheitert bis heute am Geld. Denn auch am Weidenplan muss die Schule zunächst saniert werden. „Es fehlen Räume wegen des mangelhaften Brandschutzes. Zudem ist der Keller feucht“, sagt Müller. Die Stadtverwaltung schätzt den Investitionsbedarf in dem Gebäude am Weidenplan zwischen 2,1 und 4,9 Millionen Euro. Das Geld könnte frühestens im kommenden Jahr in den Haushalt eingestellt werden, die Sanierung erst im Sommer 2018 abgeschlossen werden. Entsprechende Beschlüsse sind vom Stadtrat allerdings noch nicht gefasst worden.

Das bedeutet, dass die Berufsschule mindestens noch drei Jahre weiter in der Rainstraße untergebracht ist. Mit Hinweis auf den Umzug hat die Stadt aber notwendige Investitionen in dem Gebäude seit dem Jahr 2004 eingestellt. Das betrifft nicht nur die Sanitäranlagen. Auch die Elektroleitungen sind marode. Die Heizung lässt sich nicht mehr regulieren. „Entweder wir heizen auf voller Kraft oder gar nicht. Dazwischen gibt es nichts“, sagt Müller. Entsprechend hoch sind die Heizkosten. Nach Angaben der Stadt habe das Gebäude einen sehr hohen Verbrauch - gerade im Vergleich zu anderen Schulgebäuden.

Mittlerweile hat der laut Verwaltung „unbefriedigende und ungenügende“ Zustand der Schule auch den Stadtrat erreicht. „Es ist beschämend, was sich Halle hier an der Rainstraße leistet. Ich habe nicht gedacht, dass es solche Schulgebäude noch gibt“, sagt Kay Senius (SPD), der erst vor einigen Wochen die Schule besucht hat. Der Zustand sei bezeichnend für die Prioritätensetzung in der Stadt. „Es ist ja schön, sich Denkmäler setzen zu wollen, aber die Pflichten müssen einfach zuerst erfüllt werden“, sagte Senius. Er will in den kommenden Wochen einen Antrag zur schnellstmöglichen Sanierung des Gebäudes am Weidenplan erarbeiten. Noch vor dem Beschluss über den kommenden Haushalt müsse das Geld bereitgestellt werden.

Für Direktor Müller könnte selbst eine schnelle Sanierung schon zu spät sein. In gut drei Jahren geht der 62-Jährige in Rente. „Wenn es böse kommt, erlebe ich eine Verbesserung nicht mehr.“ (mz)