Karikaturist aus Halle: Karikaturist aus Halle: Thomas Leibe zeigt die Seele

Halle (Saale) - Hilfe, was für ein Blick! Der dringt selbst durch die härteste Stirn mühelos hindurch und legt beim Pokerface wie beim Dickschädel sogar die sorgsam verborgenen Gedanken, Hintergedanken und Gefühle frei. Er dringt durchs dickste Make-up und dringt vor bis auf des vielzitierten Pudels Kern - der überraschenderweise oft weitaus sehenswerter ist als alle noch so aufwendigen Maskeraden.

Es sind Blicke direkt ins Herz, von denen hier die Rede sein soll. Oder, wenn man so will, Seelenporträts - gemalt mit vollem Seeleneinsatz! Wer so was alles kann? Tja, da muss man sich schon mal nach Halle (Saale) bequemen, um den Mann kennenzulernen, der mit Stift oder Farbe solche Einblicke ermöglicht. Thomas Leibe heißt der Seelenmaler übrigens - und was es aktuell von ihm gibt, lässt sich dieser Tage in der Bahnhofslounge bewundern. Dienstag, 18 Uhr, beginnt die Schau mit einer Vernissage.

Während Leibe in der hiesigen Kunstszene noch eher weniger bekannt ist, sieht dies überregional schon ganz anders aus. Insbesondere die Leser des Berliner Satiremagazins „Eulenspiegel“ kennen und lieben das, was der Hallenser macht - und hier vor allem seine Fähigkeit, ein Thema, einen Aspekt und also das augenblicklich Wesentliche als Porträtist präzise zu erfassen und zu einem unmissverständlich sprechenden Mienenspiel zu verdichten.

Ob Tina Turner oder Marcel Reich-Ranicki oder Jean Reno - Leibe hat viele, auf freilich immer auch liebevolle Weise, durchschaut. Und auch die immer noch eher spärlich gesäte hallesche Lokalprominenz ist seinem Blick nicht entgangen: Alte und aktuelle Oberbürgermeister oder überregionale Halle-Helden wie Peter Sodann und Waldemar Cierpinski gibt’s auch in der Schau namens „by Leibe“ karikiert zu sehen.

Angefangen hat alles übrigens mit einer Helge-Schneider-Karikatur. Seinerzeit war der heute 40-jährige Hallenser noch junger Stuckateur. Doch ein Anruf von Schneiders Management, den Leibe auf einem Baugerüst entgegennahm, sollte die beruflichen Weichen für ihn neu stellen. Leibes „Helge“ wanderte auf Plakaten durch Deutschland - und aus dem Maler-Enthusiasten konnte der Profi werden, der er heute ist.

Mit inzwischen freilich ganz anderem Schwerpunkt, nämlich der Buchillustration - mit breitem Spektrum von Satirebänden über Lyrik bis hin zu seinen hinreißenden Kinderbüchern. Insbesondere Leibes Reihe „Bauer Sauer“ fällt dabei ins Auge.

›› Am Dienstag, 18 Uhr, Vernissage in der Bahnhofslounge im Hauptbahnhof. (mz)