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Kampf gegen Falschparker Kampf gegen Falschparker: Eltern-Taxis gefährden Schulkinder in Giebichenstein

Von Oliver Müller-Lorey 31.05.2018, 04:01
Eltern bringen ihre Kinder zur Schule, wenden, und gefährdet dadurch andere Schüler. Marco Gergele (r.) fotografiert die Situation.
Eltern bringen ihre Kinder zur Schule, wenden, und gefährdet dadurch andere Schüler. Marco Gergele (r.) fotografiert die Situation. Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Am Heck des schwarzen Oberklasse-Wagens geht die Rückfahr-Leuchte an. Langsam aber unaufhaltsam setzt der Fahrer zurück - genau auf eine Gruppe Grundschüler zu. Im letzten Moment springen die vier zur Seite, bleiben erschrocken stehen und schauen dem Auto hinterher.

Situationen wie diese beobachten Eltern und Lehrer vor dem Thomas-Müntzer-Gymnasium und der Wittekind-Grundschule in der Giebichensteiner Friedenstraße fast täglich. Ab 7 Uhr bringen im Minutentakt Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und produzieren ein gefährliches Verkehrschaos in der engen Straße.

Das Problem: Die Friedenstraße ist am unteren Ende mit einem Gitter abgesperrt. Sie ist eine Sackgasse, in der alle Eltern wenden müssen, wenn sie wieder herausfahren wollen.

Bundesweite Aktionswoche bringt auch Problemstellen in Halle zum Vorschein

Am Mittwochmorgen liegt ein besonderes Augenmerk auf der Situation, denn eine bundesweite „Aktionswoche für freie Wege und gegen Falschparker“ findet auch in Halle statt. In vielen deutschen Städten nehmen Freiwillige die Gehwege genau unter die Lupe, sprechen Falschparker oder eben Eltern an, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen.

Mitinitiator Marco Gergele, der in Halle für seinen Kampf für bessere Radwege bekannt ist, steht also vor der Wittekind-Grundschule und schüttelt den Kopf. „Ich hatte gehört, dass es hier schlimm sein soll“, sagt er, während er mit einem Handy einen Falschparker fotografiert.

Eltern-Taxis in der Friedensstraße sorgen für Chaos 

Aber dass ein so großes Chaos durch die Eltern-Taxis herrsche, das überrasche selbst ihn. Seiner Meinung nach würde es helfen, wenn die Stadt die Straße zu Schulbeginn mit einem Verbotsschild sperren würde. Im sächsischen Bannewitz ist das tatsächlich geschehen. Dort verbietet ein Schild allen ohne Anwohnerausweis zwischen 7 und 7.30 Uhr die Durchfahrt. „Das wäre auch für Halle die beste Lösung. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, sagt Gergele.

Die ganze Woche schon setzen er und zahlreiche Mitstreiter sich für freie Fuß- und Radwege ein. „Im Paulusviertel haben wir Kreuzungsbereiche mit gelber Sprühkreide markiert. Zwei Kreuzungen waren danach deutlich freier“, resümiert er. Nachmittags klemmen Gergele und die anderen Aktivisten „Gelbe Karten“ unter die Scheibenwischer von Falschparkern, am heutigen Donnerstag wollen sie in einer für den Autoverkehr gesperrten Straße picknicken.

Nicht alle Autofahrer zeigen Verständnis für die Aktionen

Dass solche Aktionen nicht bei allen Autofahrern gut ankommen, versteht sich von selbst. „Gestern haben wir Autofahrer angesprochen, die auf der Reilstraße in der Bucht vor der Reinigung standen“, erzählt der Hallenser. Die Fläche sei schraffiert und daher zum Parken verboten. „Aber ein Autofahrer hat sich geweigert, wegzufahren. Wir haben Aufkleber auf sein Auto geklebt, das ist in einen Streit ausgeartet.“

Auch am Mittwoch reagiert ein Vater, der sein Kind vor der Schule auslädt und dabei auf dem Bürgersteig steht, gereizt. Warum man ihn „undercovermäßig“ fotografiere will er wissen. Gergele veröffentlicht die Verkehrssünder - mit gepixelten Gesichtern und Kennzeichen - im Internet. Das passt dem Mann gar nicht.

Er wisse schon, dass er hier nicht halten dürfe, aber man brauche ihn nicht belehren, schimpft er und knallt die Tür zu. Gergele kennt dieses Verhalten schon. Viele Autofahrer hätten Angst, dass ihr Fehlverhalten, das sich bei manchen seit Jahren eingeschliffen habe, bestraft würde, vermutet er.

Doch es gibt auch Zuschauer am Mittwoch, die die Aktion unterstützen. So wie die Mutter Stefanie Glück. „Hier ist es einfach viel zu eng für Autos. Ich habe mein Kind nur ein einziges Mal hergebracht“, sagt sie. Seitdem komme sie zwar auch mit dem Auto, parke es aber einige Hundert Meter entfernt. „Und mein Kind läuft dann das letzte Stück“, sagt sie. (mz)