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Jürgen Domes Jürgen Domes: Kameramann auf Augenhöhe mit den Stars

Von Detlef Färber 14.12.2018, 14:40
Jürgen Domes in seiner Ausstellung mit Künstlerporträts
Jürgen Domes in seiner Ausstellung mit Künstlerporträts Lutz Winkler

Halle (Saale) - Was zuerst auffällt, sind diese Blicke. Gerade treffen sie den Betrachter - egal, ob die Bilder auf dem Tisch liegen oder an der Wand hängen. Die Porträts des halleschen Fotografen Jürgen Domes sind gewissermaßen Momente der Begegnung, einer Begegnung, die jeweils auf Augenhöhe stattfindet.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn die meisten derer, die der inzwischen 75-Jährige in seinem Leben abgelichtet hat und weiterhin ablichtet, sind nicht irgendwer: Es sind sind Künstler, sogar echte Stars sind dabei - und eigentlich müsste man sich quasi auf die Zehenspitzen stellen, um Augenhöhe mit diesen Leuten zu erreichen.

Jürgen Domes: „Meist fangen die Leute vor der Kamera sofort zu schauspielern an“

Doch das ist nicht nötig, denn Domes erhascht von ihnen Blicke, die bleiben. Und die authentisch sind. „Meist fangen die Leute vor der Kamera sofort zu schauspielern an“, erzählt der gebürtige Naumburger. Doch das lasse er ihnen nicht durchgehen. Früher, als es noch Filme gab, habe er beim Beginn eines Fototermins „manchmal gar keinen Film drin gehabt“ und später erst einen „eingewechselt“, wenn die zu Porträtierenden sich endlich so vor der Kamera gaben, wie sie waren.

Diese Momente der Unverstelltheit seien ihm immer wichtig: Authentische, typische Bilder von den Menschen vor der Kamera zu bekommen - aber: „Ich möchte auch keinen vorführen, würde nie als Paparazzo arbeiten“, so hat es Jürgen Domes einmal formuliert - in einem Gespräch mit Hans-Georg Sehrt anlässlich einer seiner Ausstellungen beim Halleschen Kunstverein.

Bilder von Jürgen Domes als ein gutes Stück hallescher Kunstgeschichte

Diesem Verein ist Domes freilich nicht nur als Aussteller verbunden, sondern auch als Fotograf, der dessen Präsentationen seit nunmehr fast 15 Jahren dokumentiert und die jeweiligen Künstler porträtiert: Ein gutes Stück hallescher Kunstgeschichte kommt da inzwischen zusammen: Bilder, die bleiben, auch von so wichtigen hiesigen Künstlern wie Otto Möhwald, Eva Natus Salamoun, Uwe Pfeifer, Lutz Bolldorf oder Willi Sitte.

Mit Letzterem war Domes auch mal in seinem Hauptberuf als Kameramann beim MDR unterwegs - für drei Tage in Italien, wo der Maler als junger Mann im Krieg und bei den Partisanen war. Mit ihm auf Augenhöhe zu kommen, sei nicht leicht gewesen. „Man muss dann schon mal was sagen, mal drücken, sonst“ - so sagt er - bekomme man generell keine guten Bilder.

Doch sieht man den Fotos von Jürgen Domes diesen Druck nie an. Viel mehr stellen sie etwas wie Aura her: Die jeweilige Aura der Porträtierten, zu denen einst die gesamte Maler- und Theaterelite des Ostens gehörte. Und gelegentlich noch gehört. (mz)