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Judo Judo: SV Halle siegt gegen Riesa

Von Petra Szag 13.05.2013, 06:54
Alexander Lenk (blauer Anzug) liefert sich mit dem Riesaer Stefan Eick ein packendes Duell - und gewinnt.
Alexander Lenk (blauer Anzug) liefert sich mit dem Riesaer Stefan Eick ein packendes Duell - und gewinnt. Schulz Lizenz

Halle/MZ - Der Bruchteil einer Sekunde entschied. Nur wenige Augenblicke vor Ende des fast dreistündigen hitzigen Schlagabtauschs erzwang Alexander Lenk mit einem Fußfeger eine Ergebniskorrektur des Mannschaftskampfes. Der Judoka erlöste seine mitfiebernden Teamkollegen am Mattenrand und die ihn lauthals nach vorn brüllenden Zuschauer, die allesamt in einen kollektiven Freudentaumel verfielen über den kaum noch für möglich gehaltenen doppelten Punktgewinn des SV Halle: 6:5 hieß es nun doch für den Gastgeber.

Bis dahin hatte sich der Zweitligist mit dem VfL Riesa ein Duell auf Augenhöhe geliefert, stand es 5:5. Und Lenk hatte die Spannung zusätzlich angeheizt. Denn obwohl vorab im Limit bis 66 Kilo als Favorit gehandelt, war er urplötzlich gegen Stefan Eick in Rückstand geraten. „Ich war frustriert, dass ich ihn einfach nicht packen konnte, irgendwann war der Kopf zu“, kommentierte Lenk selbst sein anfangs vergebliches Bemühen. Als er schließlich für das wiederholte Heraustreten aus der Matte bestraft wurde und sein Gegner eine kleine Wertung gutgeschrieben bekam, lief sogar alles auf eine Niederlage hinaus. Bis der Lokalmatador zu retten versuchte, was zu retten war - und mit seiner Fußtechnik kurz vor Ultimo Erfolg hatte. Die Wahnsinnsstimmung in der Halle habe, das gab der 25-Jährige zu, ihn noch einmal einen zusätzlichen Kick gegeben, auch dass sein früherer Trainer Frank Hölperl ihn moralisch und mit Tipps unterstützte.

Dass Lenk überhaupt noch die Möglichkeit hatte, die Entscheidung zu erzwingen, war auch ein Verdienst von Erik Epler. Das Superleichtgewicht hatte mit seinem schwer erkämpften Unentschieden im Duell davor den SV überhaupt im Spiel gehalten. Deshalb feierten auch ihn die Zuschauer wie einen Sieger. „Diesmal hattest du ihn besser im Griff“, brüllte einer der Fans aus der tobenden Masse voller Begeisterung.

Auch wenn der freudige Ausruf des Fans nur allzu logisch erschien, war dieser doch, wie so viele andere Zuschauer auch, einem Trugschluss aufgesessen. Denn bei dem ersten Gefecht im Limit bis 60 Kilo war nicht Erik Epler gegen den Riesaer Stefan Fricke angetreten, sondern Zwillingsbruder Rene Epler. Beide hatten sich diesmal in die Aufgabe hineingeteilt. Denn in der zweiten Bundesliga wird jede Gewichtsklasse zweimal ausgekämpft, und jeder der zwei Brüder übernahm jeweils einen Part - in diesem Falle gegen ein und den selben Gegner. Rene Epler musste als Erster auf den Prüfstand und sich nach seinen fünf Minuten wegen einer kleinen Bestrafung durch den Kampfrichter noch geschlagen geben. Sein ihm wie ein Spiegelbild gleichender Bruder fühlte sich dadurch nur noch mehr angestachelt.

„Wenn ich auf der Matte stehe, bin ich die Ruhe selbst und einfach nur hochkonzentriert. Kämpft Erik, bin ich jedoch extrem aufgeregt“, meinte Rene Epler und war heilfroh darüber, dass sie einmal nicht alles im Gleichklang gemacht haben. Wo das doch eigentlich ihr Markenzeichen ist.

Allein die rein äußere Ähnlichkeit ist verblüffend. „Dabei bin ich eine Winzigkeit größer“, sagte Erik augenzwinkend, auch wenn er für beide 1,70 Meter angibt. Dazu eine Winzigkeit schwerer. Und auch älter, genau gesagt zwei Minuten.

Was die Zwei eint, ist ihre sportliche Leidenschaft. Seit zwei Jahrzehnten sind die 27-Jährigen Judoka. Ihr Heimatverein ist der JC RBS Leipzig. Vor drei Jahren noch hatten sie mit dem gegen Halle in der Bundesliga gekämpft - den Abstieg damals jedoch nicht verhindern können. Obwohl sie als Ingenieure beruflich stark eingebunden sind, fahren sie mehrgleisig und holen auch für ihre Leipziger in der Regionalliga die Kastanien aus dem Feuer. Über ein Gaststartrecht unterstützen sie den früheren Gegner Halle, der sich ein bisschen als ostdeutsches Sammelsurium sieht und in den Limits, in denen Personalnot herrscht, gern Schützenhilfe aus Sachsen oder auch Thüringen holt. Allerdings ist das mit der Nachbarschaftshilfe im Fall Epler nur die halbe Wahrheit. Denn Erik hat seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile nach Halle verlegt, arbeitet bei den Stadtwerken und trainiert regelmäßig beim SV.

Für Halles Team spielen die Epler-Brüder eine wichtige Rolle. Wie natürlich auch Seriensieger Timo Prellwitz, der gegen Riesa zweimal punktete. Die weiteren Siege gingen auf das Konto von Gunther Dingler (100 kg), Tony Hinze (90) und Svyatoslav Popov (66).

Mit dem Mannschaftserfolg ist der SV Halle die Rote Laterne los und nunmehr Tabellenfünfter - einen Platz vor Riesa. Und nächste Woche geht’s zum Vierten nach Wiesbaden.