SV Halle Judo in Halle: Männer des SV Halle verlieren gegen TSV Abensberg

Halle - Bei einem gemeinsamen Bierchen und Steaks vom Grill fiel allen Beteiligten die Umstellung vom Angriffsmodus auf lauschiges Miteinander nicht schwer. Gleich hinter der Brandbergehalle, in der sich zuvor Halles Judo-Männer mit dem Star-Ensemble vom TSV Abensberg duelliert hatten, trafen sich am Samstagabend die Verlierer und Gewinner wieder.
Sie saßen beisammen, fachsimpelten und guckten nebenbei ein bisschen Fußball-EM. Erst kurz vor Mitternacht kletterten die Gäste schließlich in ihren Bus, der sie wieder Richtung Heimat brachte. Gestärkt und rundum zufrieden, denn auch die sportliche Mission war erfüllt worden.
Gerne mehr Kämpfe gewonnen
Zwölf der 14 Kämpfe hatten die Abensberger für sich entscheiden können. Nur zweimal verließen die großen Favoriten nicht als Sieger die Matte. „Das Normale ist eingetreten“, sagte deshalb auch Judo-Trainer Stephan Fröhlich zu der 2:12-Niederlage seines SV Halle in der zweiten Bundesliga.
„Sicher hätten wir es toll gefunden, noch ein paar Kämpfe mehr zu gewinnen. Aber angesichts der prominenten Gegnerschaft wäre das sowieso eine Riesenüberraschung gewesen.“ Der bekennende Fußball-Fan bezeichnet Abensberg als das Bayern München des Judo.
Die Meriten des Klubs geben ihm Recht. Damit sich seine Asse in Ruhe auf Olympia vorbereiten konnten, hatte sich der siebenfache Europapokalsieger freiwillig für ein Jahr aus der Eliteliga zurückgezogen. Nur deshalb war es überhaupt zu dem Duell David gegen Goliath in Liga zwei gekommen.
Top-Aufgebot der Abensberger
Abensbergs Rechnung übrigens ist aufgegangen. Mit Sebastian Seidl, Sven Maresch, Marc Odenthal und André Breitbarth haben vier TSV-Athleten die hohe Qualifikationshürde gemeistert. Und obwohl die Rio-Starter im Aufgebot gegen Halle fehlten, waren die auf den sofortigen Wiederaufstieg erpichten Gäste mit einem Top-Aufgebot angereist. Allen voran der Olympia-Dritte Dimitri Peters und Abensbergs zweiter London-Starter Christopher Völk.
„Unsere Kämpfer haben sehr viel Erfahrung aufzubieten“, erklärte TSV-Cheftrainer Jürgen Öchsner. Und Halles Mannschaftsleiter Heiko Pultke bekam dies am eigenen Leib zu spüren. „Die Abensberger trainieren unter ganz anderen Voraussetzungen“, sagte der 90-Kilo-Mann nach seiner Niederlage gegen Robert Dumke. „An ihrem Bundesstützpunkt sind vorrangig die konzentriert, die Kadersportler sind, sie betreiben den Leistungssport also unter professionellen Bedingungen.“
Sportschüler aus Halle überrascht
Die daraus resultierenden Unterschiede konnten selbst Laien erkennen. Die Gäste waren den Hallensern physisch überlegen. Technisch hervorragend ausgebildet und taktisch klug eingestellt machten sie meist kurzen Prozess mit ihren Herausforderern.
Den knapp 500 Zuschauern war das egal. Sie feierten nahezu jede gelungene Aktion ihrer Lokalmatadore. Konnte sich einer der mutig agierenden Hallenser noch einmal aus höchster Not befreien, wurde das mit Beifall honoriert.
Zwei Gastgeber vermochten sogar zu punkten. Mit Kevin Jäger übrigens schaffte das ein Sportschüler, der aktuell ebenfalls gute Trainingsbedingungen nutzen kann. Der 60-Kilo-Kämpfer überraschte Abensbergs Daniel Scheller nach 41 Sekunden mit einem Wurf, der ihm einen vollen Punkt und damit den vorzeitigen Sieg einbrachte.
Suche nach hochkarätigen Trainingspartnern
„Wenn die Athleten die Sportschule verlassen und es bis dahin nicht in den Bundeskader geschafft haben, wird es für sie schwer, sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln“, erklärte Fröhlich das Problem seiner Schützlinge. Denn er weiß: Nur wenige finden auch nach der Schule solche Bedingungen vor wie Halles zweiter Abensberg-Bezwinger, Jörn Ahrens.
Der 66-Kilo-Kämpfer, der sich in Mainz zum Wirtschaftsingenieur ausbilden lässt, fährt regelmäßig zum Stützpunkt Wiesbaden, wo er hochkarätige Trainingspartner findet. Diesmal bekam das Fabian Ennerst zu spüren, der zwei kleine Wertungen von Ahrens und damit seine Niederlage nicht verhindern konnte.
Talente nutzen Lehrstunde
Doch auch diejenigen, die nicht punkten konnten, sahen sich irgendwie als Gewinner. Das Erlebnis, sagen sie, wird ihnen unvergessen bleiben. Die kostenlose Lehrstunde nutzten zudem viele Nachwuchsweißkittel.
Neben den kleinen Hallensern, die kurz zuvor ihre Gürtelprüfung absolviert hatten, waren auch Talente aus Zerbst, Merseburg und Stendal gekommen, um einen wie Dimitri Peters in Aktion zu erleben. Und sich danach den eigenen Gürtel signieren zu lassen. (mz)