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Fernöstlicher Fund in Halle Judasohr in Halle?: Spannender Fund: Exotischer Pilz wächst auf Rabeninsel

Von Denny Kleindienst 27.02.2020, 08:14
Regt nicht unbedingt den Appetit an: das Judasohr.
Regt nicht unbedingt den Appetit an: das Judasohr. Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Steffen Schellhorn hat ihn auf der Rabeninsel entdeckt, am Stamm eines Baumes. Der Pilz, den man für gewöhnlich dem asiatischen Raum zuordnet, wächst also auch in Halle. Hierzulande ist er bekannt unter dem Namen Judasohr.

Exotischer Pilz: Judasohr in Halle auf der Rabeninsel gefunden

Die Annahme, der Pilz sei die typische Zutat in asiatischem Essen, kann Uwe Braun so aber nicht stehen lassen. Der weltweit anerkannte Pilz-Experte war lange Jahre der Kustos des Uni-Herbariums. Seit letztem Jahr ist Uwe Braun eigentlich im Ruhestand, so ganz zurückgezogen hat er sich freilich noch nicht. Der typische Asia-Pilz, der häufig für asiatische Gerichte verwendet wird, ist Braun zufolge der Mu-Err-Pilz, ein enger Verwandter.

Immerhin: Man kann das Judasohr als Speisepilz verwenden, so der Experte. Nur würde er das dem hiesigen Pilzsammler, der es eher auf Röhrenpilze abgesehen hat, nicht gerade empfehlen. Es stimme auch, dass das Judasohr in Asien, speziell in China und Japan wächst, so Braun. Besonders in China werde es statt zum Essen häufiger noch als medizinischer Pilz eingesetzt.

Judasohr als „Schwächeparasit“ weit verbreitet

Zur Verbesserung des Blutflusses, um Entzündungen zu hemmen oder den Cholesterinspiegel zu senken. Diese Art der Medizin sei in China viel verbreiteter, so Braun. Derweil wächst der Pilz nicht nur in Ostasien.

„Das Judasohr ist fast weltweit verbreitet“, sagt der hallesche Pilzexperte und spricht von einem „Schwächeparasit“. Das Judasohr wachse fast ausschließlich an Laubbäumen, insbesondere an Holunder. „Es ist aber kein Baumkiller, sondern geht an Bäume, wenn sie schon geschwächt sind.“

Judasohr das ganze Jahr zu sehen, besonders in frostfreien, feuchten Wintermonaten

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat das Judasohr 2017 zum Pilz des Jahres gewählt. Laut deren Auskunft beruht der deutsche Name auf einer Sage. Demnach soll sich Judas - der Jünger, der Jesus verriet - an einem Holunderbaum erhängt haben.

Und damit an dem vom Pilz bevorzugten Baum. Eine gewisse Ohr-Förmigkeit lässt sich außerdem kaum bestreiten. Anders als viele andere Pilzfruchtkörpern sei das Judasohr zudem das ganze Jahr zu sehen, besonders in frostfreien, feuchten Wintermonaten. (mz)