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Joseph Freiherr von Eichendorff Joseph Freiherr von Eichendorff: Rückkehr zwei Jahre vor dem Tod

Von Jessika Piechocki 02.05.2005, 16:03

Halle (Saale)/MZ. - Der Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff hatte zunächst zwar nur eine relativ kurze Zeit seines Lebens (1805-1806) in Halle verbracht, die aber dennoch bleibende Eindrücke bei ihm hinterlassen hat. Erstmals war der Sohn eines Landadeligen nach der unbeschwerten Kindheit auf dem väterlichen Schloss in der Saalestadt ganz auf sich allein gestellt.

Er genoss ausgiebig alle studentischen Freiheiten, wurde Zeuge vieler städtischer Ereignisse und bereiste die umliegende Gegend von Halle. Berühmte Gelehrte, wie Friedrich Schleiermacher, Henrik Steffens, Friedrich August Wolf, Johann Christian Reil oder Johann Friedrich Meckel bestimmten das Profil der Universität, die grade in ihrer zweiten Blüte stand. Eichendorff erlebte diese Männer aus nächster Nähe, sah Goethe in Halle und Lauchstädt.

Nach Schließung der Universität 1806 hat Eichendorff erst 1855, zwei Jahre vor seinem Tod, Halle wiedergesehen. Seine Jugenderinnerungen hat er 1855 / 56 in dem Kapitel "Halle und Heidelberg" seiner Autobiographie "Erlebtes" niedergeschrieben.

Von Köthen aus reiste Eichendorff nach Halle, um die Plätze seiner Studentenzeit aufzusuchen. Er besuchte die Burgruinen des Giebichensteins, den verwilderten Garten Reichardts und die Klausberge. Das Auffrischen seiner Jugenderinnerungen schien den alten Eichendorff zu befremden. An seinen Sohn schrieb er am 27. September 1855: "Neulich habe ich einen Ausflug nach Halle gemacht und kam mir auf den alten Plätzen fast wie ein Gespenst vor."

Eichendorffs letzter Besuch und sein Studienaufenthalt in Halle veranlassten den "Hallischen Verschönerungsverein", ein Denkmal für den Dichter zu setzen. Als Ort für die Aufstellung der Sandsteinbank wählte man die Klausberge, deren ehemals kahle Bergkuppe in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts durch den Verein bepflanzt und in eine parkähnliche Landschaft umgewandelt wurde.

Die auf der Rückseite der Bank kaum noch lesbare Jahreszahl 1879 erinnert an die Aufstellung des Eichendorff-Steins, in dessen Obelisken die ersten beiden Strophen des Eichendorff-Gedichts "Bei Halle" eingemeißelt sind.

Nach Jahren eines Dornröschenschlafes scheint die Bank und vor allem das Gedenken an den Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff in Halle zu neuem Leben erweckt zu sein. Eichendorff-Freunde feiern regelmäßig den Geburtstag des Dichters im März. Der 200. Jahrestag des Einzugs Eichendorffs in Halle veranlasste die "Initiative für Halle und den Saalkreis", ein "Eichendorff-Jahr" auszurufen. Und erst kürzlich wurde das Denkmal für Eichendorff auf Betreiben der halleschen Bürgerstiftung restauriert.