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Interview mit Claudia Schumann vom Hospiz-Verein Halle Interview mit Claudia Schumann vom Hospiz-Verein Halle: "Wir wollen die Hospizarbeit öffentlich bekanntmachen"

Von Nikta Vahid-Moghtada 24.06.2015, 12:21
Claudia Schumann, Vorstandsmitglied des Hospiz-Hausbetreuungsverein Halle.
Claudia Schumann, Vorstandsmitglied des Hospiz-Hausbetreuungsverein Halle. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Der Hospiz-Hausbetreuungsverein Halle feiert in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum. Am kommenden Samstag findet von 16 bis 20 Uhr der „Tag der Begegnungen“ im Gemeindezentrum der Heiligenkreuz-Gemeinde statt. Vorstandsmitglied Claudia Schumann engagiert sich seit bereits zehn Jahren als ehrenamtliche Hospizhelferin. Mit Nikta Vahid-Moghtada hat sie über das Tabuthema Hospizarbeit in Halle gesprochen und darüber, wo noch Nachholbedarf besteht.

Welche Einrichtungen gehören zur Hospizbewegung Halle?

Schumann: Dazu gehören das stationäre Hospiz am St. Elisabeth Krankenhaus mit dem ambulanten Hospizdienst, der Erkrankte und deren Familien zu Hause betreut und der Hospiz-Hausbetreuungsverein. Ein ambulanter Kinderhospizdienst richtet sich an Familien, in denen ein Kind mit einer lebensverkürzenden Erkrankung lebt.

Was leistet ein Hospiz?

Schumann: Jeder Mensch hat das Recht auf Begleitung, auf psychosozialer und auf spiritueller Ebene. Wir wollen den Menschen auf psychosozialer sowie auf spiritueller Ebene Hilfestellung geben, und auch deren Familien.

Welche Hilfestellungen können dann geleistet werden?

Schumann: Unsere ambulanten Helfer sind meist Ehrenamtliche, die zu den Familien nach Hause fahren. Das Elisabethmobil ist für die pflegerische und medizinische Seite zuständig. Die Ehrenamtlichen arbeiten familienentlastend. Unser ambulanter Kinderhospizdienst betreut zum Beispiel auch Kinder, deren Geschwister schwerstkrank sind. Auch in der Zeit nach dem Tod eines Angehörigen können sich Trauernde an uns wenden.

Welche Voraussetzungen sollten Bewerber für das Ehrenamt mitbringen?

Schumann: Man sollte sich schon mit dem Thema Tod auseinandergesetzt haben. Das Hospiz Halle übernimmt eine einjährige Ausbildung, die für den Ehrenamtler kostenlos ist. Während dieses Jahres wird man umfassend geschult und kann auch ausloten, ob man wirklich geeignet für die Hospizarbeit ist. Auch nach diesem Jahr finden regelmäßig Schulungen statt. Die Arbeit hilft zu begreifen, dass auch die eigene Zeit begrenzt ist.

Am Samstag veranstaltet der Verein den „Tag der Begegnungen“. Was genau steht auf dem Programm?

Schumann: Wir möchten den Austausch der Hospizhelfer in Sachsen-Anhalt fördern, uns aber auch Interessierten aus der Bevölkerung vorstellen. Außerdem zeigen wir Kurzfilme zum Thema, die Ausstellung „Ich begleite dich“ dokumentiert fotografisch einen Weg der Begleitung bis zum Tod. Unsere Schirmherrin Petra Sitte von der Linken wird anwesend sein. Sie hatte kürzlich zusammen mit Renate Künast und Kai Gehring ein Positionspapier gegen eine Strafbarkeit der Beihilfe beim Suizid sterbenskranker Menschen veröffentlicht. Bis November sind noch weitere Veranstaltungen geplant.

Welchem Zweck dienen die Veranstaltungen, die im Jubiläumsjahre stattfinden?

Schumann: Hospizarbeit ist für viele ein noch unbekanntes Thema. Wir wollen es öffentlich bekanntmachen. Es besteht noch enormer Handlungsbedarf. Deutschland wird immer älter, es fallen Aufgaben an, die die Gesellschaft als Gesamtes leisten muss. Die Menschen müssen wachgerüttelt werden. (mz)