Inklusion Inklusion: Auf Partnersuche

Salzatal/MZ - Was ist wichtig für Menschen, vor allem für Menschen mit Behinderungen? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit wenigen Wochen die zwanzig Hobbyschauspielerinnen der Theatergruppe der Behinderteneinrichtung der Evangelischen Stadtmission Halle in Johannashall bei Beesenstedt. Und sie sind sich einig, dass nicht nur ihre Bezugspersonen wichtig sind, sondern vor allem auch eigene Freiheiten und die Fähigkeit, auch einmal „Nein“ sagen zu können.
Aus ihren Überlegungen wollen die theaterbegeisterten Frauen im Alter zwischen 34 und 80 Jahren unter der Leitung von Stadtmissionsmitarbeiterin Jana Beiersdörfer Spielszenen entwickeln. Diese sollen sogar bühnenreif werden. Eine erste öffentliche Aufführung ist für den Anfang des Sommers geplant.
Die Theatergruppe im „Haus Rungholt“ in Johannashall gibt es bereits seit 14 Jahren. Jana Beiersdörfer legt bei ihrer Arbeit mit den Behinderten großen Wert darauf, dass nicht einfach nur Märchen nachgespielt werden oder schon fertige Stücke auf die Bühne kommen. „Wir arbeiten so, dass die Behinderten selbst Themen finden, die sie bewegen und interessieren“, erzählt sie. Da ging es in den vergangenen Jahren beispielsweise um „Erinnerungen“ ebenso wie um „Träume“.
Doch Jana Beiersdörfer ist das nicht genug. „Wir wollen nicht nur in der eigenen Einrichtung bleiben und nur für uns und die anderen Behinderten Theater spielen“, erklärt sie. In den zurückliegenden Jahren hatte sie bereits versucht, Theater-, Singe- oder Tanzgruppen aus anderen Behinderteneinrichtungen heranzuholen und unter dem Titel „Bühne der Träume“ ein kleines Theaterfestival durchzuführen. Fünf Mal fand ein solches Festival statt. Doch bei dem, was gut gedacht war, gab es immer wieder viele Hürden. Den anderen Gruppen fehlte es oft an Zeit und Geld, beispielsweise um den Transport der behinderten Akteure abzusichern. Auch sei es stets schwer gewesen, nichtbehinderte Menschen von außen nach Johannashall zu holen, so Beiersdörfer.
Das soll sich aber bald ändern. Der Mitarbeiterin der Evangelischen Stadtmission und der freiberuflichen Kunsttherapeutin Astrid Queck schwebt vor, ein Inklusionsprojekt der besonderen Art ins Leben zu rufen, in dem es um das Miteinander und das künstlerische Tun von Behinderten und Nichtbehinderten geht. So soll das Miteinander der Menschen im Sinne der Behindertenrechtskonvention ermöglicht werden. Das heißt auch, raus aus der Behinderteneinrichtung zu gehen und viele Partner mit ins Boot zu holen, etwa aus Theatern, aus Kunst- und Kulturvereinen, Chören oder Schulen. „Wir befinden uns gegenwärtig noch ganz am Anfang, sozusagen in der Vorlaufphase“, erzählt Jana Beiersdörfer.
Bis zum Juni soll jedoch eine Art Netzwerk gestrickt sein und ein erstes Netzwerktreffen stattfinden. So sei man auf der Suche nach Partnern und würde sich auch freuen, wenn mögliche künftige Partner auf die Truppe aus der Evangelischen Stadtmission zukommen würde. Erste Gespräche habe es bereits mit dem Nest in Wettin gegeben, die in ihrem Medienmobil gemeinsam mit den Behinderten Filme über das Projekt drehen könnten. Ziel ist es, langfristige Zusammenarbeiten von Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen zu entwickeln. Finanziert werden soll das auf mehrere Jahre angelegte Projekt im Rahmen des Förderprogramms Inklusion der Aktion Mensch.