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Industriegeschichte Rothenburg Industriegeschichte Rothenburg: Der Saalekreis hat ein neues Museum

Von Claudia Crodel 30.11.2013, 08:53
Hans Trosien hat etliche Modelle wie das der Kupferhütte für die Ausstellung gebaut.
Hans Trosien hat etliche Modelle wie das der Kupferhütte für die Ausstellung gebaut. Thomas Meinicke Lizenz

Rothenburg/MZ - In einer Woche ist es so weit: In Rothenburg im alten Schulgebäude öffnet ein Heimatmuseum der besonderen Art. Das bietet nicht nur eine Heimatstube im üblichen Sinn, wie es andere kleinere Orte auch haben, sondern will verdeutlichen, wie sich der Ort über die Jahrhunderte zu einem bedeutenden Standort der Drahtseilindustrie entwickelt hat.

Dass das Museum aufgebaut werden konnte, ist dem Verein „500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg an der Saale“ zu verdanken, der sich im Jahr 2008 gründete. Dessen Vorsitzender Jens Borcherdt hat geschichtlich interessierte Menschen mit Fachkompetenz um sich geschart, die gemeinsam seit der Vereinsgründung unermüdlich in Archiven geforscht und spannende Aspekte der Heimatgeschichte zusammengetragen haben. Bei allen Aktivitäten war und ist es für den Verein Ziel, das Herausgefundene in die Öffentlichkeit zu tragen und für die Zukunft zu bewahren. Der bewusste Blick in die Geschichte des Orts Rothenburg begann schon nach der Wende, als von zwei ABM-Kräften eine Heimatstube mit Alltagsgegenständen eingerichtet wurdet.

Gerettete Exponate

Die neue Schau gibt nun Einblick in die Geschichte des Kupferschieferabbaus, der Kupferschmelze und -verarbeitung bis hin zum Drahtseilwerk, das nach der Wende privatisiert wurde und seitdem zur Westfälischen Drahtseilindustrie GmbH gehört, die in Rothenburg 400 Menschen Arbeit gibt.

An Modellen wird veranschaulicht, wie etwa ein historischer Kupferhammer funktionierte, wie die Verhüttung vor sich ging und wie das Hüttendorf einst aufgebaut war. Dabei werden auch unbequeme Themen aus der Rothenburger Vergangenheit nicht ausgespart. Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein sogenanntes Näpfchenwerk zur Herstellung von Patronenhülsen, das in der Weltwirtschaftskrise stillgelegt, von den Nazis aber wiederbelebt wurde. Ende des Kriegs gab es in Rothenburg gar ein Außenlager von Buchenwald. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene mussten in der Munitionsfabrik unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Und auch in die Zeit der DDR taucht die Ausstellung ein. Willi Schreiber konnte Exponate aus der einstigen Betriebsberufsschule retten - von Lehrmaterialien bis hin zu Modellen von Verseilmaschinen.

Modell einer Verseilmaschine
Modell einer Verseilmaschine
Thomas Meinicke Lizenz