1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. "In Europa gibt es nichts Vergleichbares": "In Europa gibt es nichts Vergleichbares": Planetarium am Holzplatz wird runde Sache

"In Europa gibt es nichts Vergleichbares" "In Europa gibt es nichts Vergleichbares": Planetarium am Holzplatz wird runde Sache

Von Dirk Skrzypczak 03.01.2020, 06:00
Die Darstellung zeigt die künftige Gestaltung des Planetariums. Oben thront die Sternenwarte mit einem Hochleistungsteleskop.
Die Darstellung zeigt die künftige Gestaltung des Planetariums. Oben thront die Sternenwarte mit einem Hochleistungsteleskop. Visualisierung/Stadt Halle

Halle (Saale) - Noch ist der Blick aus dem Gasometer hinauf zum Himmel frei. Das kreisrunde Industriedenkmal auf dem Holzplatz erinnert ohne Dach selbst an ein gigantisches Teleskop. Und rund geht es auch im Bauch des 16 Meter hohen Gebäudes weiter. Der künftige Sternensaal des neuen Planetariums nimmt Form an. 110 Personen werden ab März 2021 hier einen Platz finden.

Ein moderner Projektor wird über LED und Glasfasern 9.000 Sterne in die Kuppel zaubern. Dazu können Bilder und Videos im Sternensaal gezeigt werden - Aufnahmen aus fernen Galaxien oder auch animierte Reisen durch das All. Auch die Aufnahmen des Hochleistungsteleskops der Sternenwarte werden in den Kuppelsaal übertragen. „Effekte zeigen wir in 360 Grad. Auch ohne Brille werden Besucher den Eindruck haben, dass sie dreidimensional das Weltall sehen“, sagt Planetariums-Chef Dirk Schlesier.

Einzigartig in Europa

Nach elf Monaten Bauzeit ist die Bodenplatte im Gasometer gegossen, sind die technischen Anschlüsse installiert. Fünf Meter wurde der Boden angehoben. So wird einerseits das Niveau zum Holzplatz ausgeglichen. Andererseits dient die massive Platte auch als Schutz vor Grundwasser, das bei einer Saaleflut nach oben gedrückt wird. „Die Idee, das neue Planetarium in den Gasometer zu bauen, ist großartig. In Europa gibt es nichts Vergleichbares“, sagt Schlesier.

Er ist überzeugt, dass die Erinnerungen an das alte Raumflugplanetarium verblassen, das 2013 auf der Peißnitzinsel vom Saalehochwasser überspült und im Januar 2018 abgerissen wurde.

14,5 Millionen Euro kostet der Neubau auf dem Holzplatz

14,5 Millionen Euro kostet der Neubau auf dem Holzplatz, finanziert aus der staatlichen Fluthilfe. Aus der einstigen Industriebrache der ehemaligen Gasanstalt wird ein attraktives Viertel - mit der neuen Schule, einem Ausbildungszentrum der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, viel Grün und dem Planetarium, das wie ein Amphitheater auf dem Platz thront. Schlesier rechnet mit 60.000 Besuchern pro Jahr.

Schulklassen sollen das Planetarium für den Astronomieunterricht nutzen. Lehrer können sich hier weiterbilden. Von einer begehbaren Terrasse werden Besucher mit Teleskopen selbst in die Sterne gucken dürfen. Das Planetarium erhält zudem ein Café und Tagungsräume. Dort, wo es möglich ist, bleibt innen die Anmutung des Gasometers erhalten - als Tribut an seine Geschichte.

Auf Tour mit dem Teleskop

Bis 2021 ist freilich noch etwas Zeit. Um das Interesse an den Himmelsbeobachtungen aufrecht zu erhalten, tourt Schlesier mit seinen Mitstreitern von der Gesellschaft für astronomische Bildung seit März 2019 mit einem mobilen Teleskop kreuz und quer durch die Stadt. Das „Moonlight Watching“ ist ein Hit, erzählt er: „Es haben bislang weit mehr als 1.000 Menschen durchgeschaut. Viele haben zum ersten Mal auf diese Weise Planeten beobachtet.“

Schlesier geht es um die wissenschaftliche Bildung. Mit dem Hokuspokus der Astrologen hat er nichts am Hut. Was uns die Sterne für 2020 wohl sagen? Dirk Schlesier hält es da ganz mit seiner Kollegin Mechthild Meinike, die als Referentin im Merseburger Planetarium arbeitet. „Jeder kann glauben oder deuten, was er will. Den Sternen ist es jedenfalls egal“, sagt sie.

2020 wird für Astronomen ein spannendes Jahr. Das Hubble-Teleskop feiert seinen 30. Geburtstag. Und Ende des Jahres kommen sich Jupiter und Saturn sehr nahe. Mit bloßem Auge sind sie als ein einziger leuchtender Punkt zu sehen. Das kosmische Ereignis wird von Christen als Stern von Bethlehem gedeutet. (mz)