"Die Krankenschwestern" in Halle In aller Freundschaft IaF - Die Krankenschwestern in Halle: Außergewöhnliche Berufsberatung am Filmset

Halle (Saale) - Infusionsbeutel hängen an einer Metallstange, daneben Monitore und Medikamente. Eine Gruppe junger Schüler und Schülerinnen drängt sich um ein Krankenbett. Noch ist es leer. Aber in Kürze soll darin ein Schauspieler liegen. Einen Tag lang sind die Jugendlichen aus Hessen am Set für die neue Staffel der in Halle gedrehten ARD-Serie „In aller Freundschaft - Die Krankenschwestern“ dabei.
„Wenn sich nur ein Drittel von ihnen nach diesem Tag für einen Pflegeberuf entscheidet, wäre das ein riesiger Erfolg“, sagt die Sprecherin der Agentur für Arbeit im hessischen Korbach, Cornelia Harberg. Sie hat gemeinsam mit der Produktionsfirma Saxonia Media und weiteren Partnern den Ausflug für die rund 30 Jugendlichen ans Set der Krankenhausserie organisiert.
Arzu Bazman spielt Arzu Ritter bei „In aller Freundschaft - Die Krankenschwestern“
„Wenn ich in dem Alter gewesen wäre, hätte ich auch gern so eine Filmcrew gesehen“, sagt Arzu Bazman. Sie spielt in der Serie die Rolle der Arzu Ritter, einer charismatischen Dozentin, die den fünf angehenden Pflegekräften am fiktiven Volkmann-Klinikum in Halle mit Rat und Tat zur Seite steht. Bereits in der ersten Staffel, die im vergangenen Jahr im Ersten lief, war sie dabei. Im Frühjahr 2020 soll die neue Staffel erscheinen.
Ein Einblick hinter die TV-Kulissen, der zugleich als Berufsberatung dient? „Um junge Menschen für bestimmte Ausbildungen zu begeistern, braucht es heute mehr Kreativität“, erklärt Harberg. Etwa 20 Prozent aller Ausbildungen würden bundesweit abgebrochen, sagt sie. Deshalb habe sie vor einigen Monaten mit verschiedenen hessischen Schulen Kontakt aufgenommen und angeboten, mit Jugendlichen, die sich für den Krankenpflegerberuf interessieren, einen Ausflug nach Halle zu machen.
Die Idee: Auf der fünfstündigen Busfahrt von Hessen nach Sachsen-Anhalt können sich die Schüler und Schülerinnen von Berufsberatern und Vertretern verschiedener Pflegeschulen über den Pflegeberuf informieren. Anschließend können sie das Filmset im Uniklinikum Halle sowie das integrierte Lernzentrum, in dem sonst nur Studierende und Azubis praktische Fertigkeiten gezeigt bekommen, besichtigen. „Der Ausflug kann der entscheidende Kick für die jungen Menschen sein, eine Ausbildung zu beginnen“, erklärt die Berufsexpertin. Ausgebildete Fachkräfte in der Pflege seien überall Mangelware - nicht nur in Hessen.
Unterschiedliche Gründe für fehlenden Nachwuchs in Pflegeberufen
Auch in Sachsen-Anhalt werden Krankenpfleger und -schwestern gebraucht. „Die Fachkräftesituation ist allerdings nicht ganz so angespannt, wie etwa in der Altenpflege“, erklärt der Sprecher der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, Kristian Veil, in Halle. Demnach dauert es im Schnitt derzeit 109 Tage, bis eine Stelle im Bereich der Krankenpflege, der Geburtshilfe oder dem Rettungsdienst besetzt wird. Zum Vergleich: Bei der Altenpflege braucht es 153 Tage. Im Juni 2018 waren 30.100 Männer und Frauen als Krankenpfleger im Land beschäftigt. Das war ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die Gründe für fehlenden Nachwuchs seien ganz verschieden, zählt Veil auf: In einigen Berufen wachse der Bedarf an Fachkräften enorm schnell, wie etwa aktuell in der Altenpflege aufgrund der älter werdenden Gesellschaft. Andere Berufe seien schlichtweg unbekannt, tauchten kaum in den Medien auf oder seien aufgrund der schlechten Bezahlung und der Arbeitsbedingungen unattraktiv. „Deshalb ist es prinzipiell immer gut, jungen Menschen einen möglichst realistischen Einblick in den Berufsalltag, die Arbeitsbedingungen, aber auch die Karrierechancen zu geben. Wenn man dann noch ein TV-Set als Möglichkeit und Anreiz hat, umso besser“, so Veil.
Ableger der Erfolgsserie „In aller Freundschaft“
Bei den Jugendlichen kommt die außergewöhnliche Berufsberatung gut an. „Ich finde es hier cool“, sagt eine 15 Jahre alte Schülerin aus dem hessischen Fritzlar. „Ich mach' hier mit, um zu sehen, ob die Pflege was für mich sein könnte.“ Dabei hautnah mit den Stars der Krankenhausserie in Kontakt zu kommen, sei spannend.
In der ersten Staffel der Serie liefen acht Folgen rund um den vielseitigen Berufsalltag der jungen Azubis. Natürlich seien einige Abläufe fürs Fernsehen vereinfacht dargestellt, räumt Sarah Zeising ein. Sie steht als medizinische Fachberatung den Schauspielern und Schauspielerinnen zur Seite, erklärt ihnen, wie sie Spritzen richtig halten oder wie medizinische Fremdwörter korrekt ausgesprochen werden. Zuvor habe sie zehn Jahre lang als OP-Schwester und Krankenschwester in der Chirurgie gearbeitet.
Die Halle-Geschichte, die im Uniklinikum der Stadt gedreht wird, ist nach Angaben der Saxonia Media Filmproduktionsgesellschaft ein Ableger der Erfolgsserie „In aller Freundschaft“, die die fiktiven Höhen und Tiefen aus dem Berufsalltag an der Sachsenklinik in Leipzig zeigt. Zudem gebe es die Serie „In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte“ mit Geschichten aus dem Johannes-Thal-Klinikum in Erfurt. Die Dreharbeiten sollen voraussichtlich bis Dezember laufen. (Romina Kempt, dpa)