Immanuel Kant gehört auch zu Halle
Halle/MZ/mab. - Was daran spektakulär ist? Prof. Jürgen Stolzenberg von der Uni erklärt: "In ihrer Blütezeit, den 20er Jahren, war sie die größte philosophische Gesellschaft der Welt. Sie hatte rund 4 000 Mitglieder, nicht nur Forscher." Die Gründungsversammlung fand im Haus des Philosophie-Professors Hans Vaihingers in der Reichardtstraße 15 statt: "Da müssten man auch mal eine Tafel anbringen", sagt Stolzenberg, der Vorstandsmitglied der Kant-Gesellschaft ist. Die sitzt allerdings nicht mehr in Halle. Warum? "Die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR-Zeit haben dazu geführt, dass die Kant-Forschung in Halle zum Erliegen kam." 1953 wurde die Gesellschaft in Bonn neugegründet, "die DDR hat sich um das Schicksal der Kant-Forschung nicht gekümmert."
Dabei war der letzte Vorsitzende in Halle, Prof. Paul Menzer, den die Nazis 1933 ins Aus katapultierten, nach 1945 wieder als Dozent an der Uni eingesetzt worden. "Er reichte jedoch 1948 seine frühzeitige Emeritierung ein. Er wurde gezielt politisch denunziert", so Stolzenberg. Nicht alle Fragen, die die Geschichte der bedeutenden Gesellschaft betreffen, können heute aus der zeitlichen Distanz beantwortet werden: "Es ist höchste Zeit, darüber zu forschen."
Trotzdem kann Stolzenberg einiges erzählen. Zum Beispiel welche Musik zur Gründung gespielt wurde: Eine Klavier-Sonate des Philosophen und Psychologen Johann Friedrich Herbart. "Als Komponist zwar unbekannt - war er aber Nachfolger auf Kants Lehrstuhl in Königsberg."