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"Ich bin froh" "Ich bin froh": So schaffte es Naundorfer nach 14 Jahren wieder in einen Job

Von Denny Kleindienst 06.08.2020, 14:30
Für Matthias Ahrendt hat sich die Teilnahme am Eingliederungsprojekt gelohnt. Die selbst gemachte Fliese aus dieser Zeit hat er aufgehoben.
Für Matthias Ahrendt hat sich die Teilnahme am Eingliederungsprojekt gelohnt. Die selbst gemachte Fliese aus dieser Zeit hat er aufgehoben. Kleindienst

Halle (Saale) - Matthias Ahrendt hat seine Fliese mitgebracht. Der 48-jährige Naundorfer hat die quadratische Kachel mit den vielen bunten Steinen extra aufgehoben. Angefertigt hat er sie während seines Eingliederungsprojekts beim Bildungsdienstleister SBH in Halle. Ahrendt ist sich sicher, dass er ohne dieses Projekt, an dem er von September bis April teilgenommen hat, seine neue Arbeitsstelle nicht bekommen hätte.

Mit Hilfe der SBH wieder zurück in die Arbeitswelt 

Seit April arbeitet er im Drei-Schicht-System bei der Deutschen Bahn und kümmert sich unter anderem um die Außen- und Innenreinigung der Züge. „Meine Arbeit macht mir Spaß“, sagt er. Und: „Ich bin froh, dass ich wieder in Arbeit bin.“

Im November 2006 wurde der gelernte Gleisbauer arbeitslos und blieb es - von Ein-Euro-Jobs einmal abgesehen - viele Jahre lang. Ihm habe, wie er sagt, „die Hilfe gefehlt“. Während des Projekts hat Ahrendt bereits ein Praktikum bei der Deutschen Bahn gemacht. Den Tipp für die Stelle hatte ihm eine SBH-Mitarbeiterin gegeben.

Seit 2016 läuft dort das Eingliederungsprojekt

Matthias Ahrendt ist ein Vorzeigebeispiel für den Bildungsträger wie auch für das Jobcenter. Bei der sogenannten „Aktiven Eingliederung“ sollen vor allem Langzeitarbeitslose sowie Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert werden. Dazu zählen Personen mit Brüchen im Lebenslauf, ohne Ausbildung oder auch Personen, „die Angst vor dem Arbeitsleben haben“, wie Britta Witt sagt.

Sie ist die Niederlassungsleiterin von SBH in Halle. Seit 2016 läuft dort das Eingliederungsprojekt. Von den bisher 92 Teilnehmern, die ausschließlich aus dem nördlichen Saalekreis kommen, haben 24 Teilnehmer das Projekt wieder abgebrochen. Teils aus gesundheitlichen Gründen, teils wegen unentschuldigter Fehlzeiten.

Zahl der Langzeitarbeitslosen geht nur langsam zurück

Doch 27 Teilnehmer schafften es im Anschluss auch auf den ersten Arbeitsmarkt, ein Teilnehmer begann eine Ausbildung. Das heißt: Rund ein Drittel der Teilnehmer konnte vermittelt werden. „Das ist eine Top-Quote“, erklärt Gert Kuhnert, der Betriebsleiter des Eigenbetriebs für Arbeit beim Jobcenter Saalekreis.

Er verweist auf die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die nur langsam zurückgeht, während die Arbeitslosenzahl insgesamt im Saalekreis zwischen 2015 und 2019 deutlich gesunken ist. Aktuell liegt sie coronabedingt zwar wieder etwas höher als zum Vorjahreszeitpunkt, bei 4.350 Personen. Kuhnert versichert aber: „Da ist gerade eine große Bewegung drin.“

Jobcenter Saalekreis bietet kostenlose Kurse zur Gesundheitsvorsorge an

Von der aktiven Eingliederung ist er derweil überzeugt. Aus seiner Sicht hat sich das Projekt bewährt, um schwer zu vermittelnde Arbeitssuchende in Lohn und Brot zu bekommen. Auch wenn der Aufwand groß ist. So gibt es stets nur 15 Teilnehmer im Projekt, das dann bis zu zwölf Monaten dauern kann. Jeder Teilnehmer wird intensiv beraten und sozialpädagogisch betreut.

Doch Kuhnert sagt: „Wir freuen uns über jeden, den wir in Arbeit bringen.“ Außerdem bietet das Jobcenter Saalekreis seinen Kunden von nun an kostenlose Kurse zur Gesundheitsvorsorge an. Zum einen, weil Langzeitarbeitslose eine deutlich geringere Lebenserwartung haben. Zum anderen, weil häufig schon geringe gesundheitliche Einschränkungen eine Einstellung verhindern. (mz)