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Holleben Holleben: Maximilian wartet auf den großen Fang

Von Daniela Kainz 05.10.2001, 17:49

Holleben/MZ. - Wer an der Hollebener Ortsdurchfahrt wohnt, braucht gute Nerven. Fast ununterbrochen rollen Lkw und Pkw an den Häusern vorbei. Von ländlicher Idylle keine Spur. Doch der Schein trügt. Wer die Hauptstraße verlässt und in eine der zahlreichen Seitengassen einbiegt, stößt auf unerwartet viel Grün, endlose Ruhe und gewundene Bachläufe.

Immer wieder hoffen Angler auf den großen Fang. Der zwölfjährige Maximilian sitzt geduldig am Dorfteich. Erst kürzlich hat er die Prüfung für seinen Fischereischein abgelegt. 60 Fragen musste der Junge schriftlich beantworten. Auf 600, so erzählt er, habe er sich vorbereitet. Einen über ein Meter großen Hecht, wie ihn sein erfahrener Angelfreund Hans Leiser bereits vor Jahren im nahen Kanal aus dem Wasser zog, hatte der junge Hollebener noch nicht am Haken. Jeder fängt eben klein an.

Im Salon von Karin Ringmayer indes lassen sich die vorwiegend älteren Kundinnen für das Wochenende hübsch machen. Fast jeder kennt die Friseuse im Ort. Seit 25 Jahren schneidet sie den Hollebenern die Haare. Frau Ringmayer zählt zu den wenigen alteingesessenen Dienstleistern im Ort. Viele neue Unternehmen kamen nach der Wende hinzu. Bürgermeister Siegfried Theiß (PDS) schätzt die Zahl der Gewerbetreibenden auf 55. Allein neun Gebrauchtwagenhändler sollen ihr Glück versuchen. Das Altenwohnzentrum und das Bau-Ausbildungszentrum seien die größten Arbeitgeber.

Alle Hände voll zu tun hat auch die Kassiererin im kleinen Lebensmittelladen in der Wassermühle. Die Hollebener erledigen ihre Wochenendeinkäufe und fahren mit dem Rad oder mit dem Auto am unter Denkmalschutz stehenden Gebäude vor. Im Alltag haben sie kaum noch einen Blick für das teilweise sanierte Baudenkmal, das als eines der ältesten seiner Art in Deutschland bezeichnet wird. Die Erbauer der Mühle sind unbekannt. Eine Urkunde belegt lediglich, dass die Wassermühle bereits im Jahr 1000 existierte und von Mönchen betrieben wurde.

Historische Bausubstanz findet sich an vielen Ecken in Holleben. Die Kirche soll romanischen Ursprungs sein. Das Gotteshaus im Ortsteil Beuchlitz entstand im 15. Jahrhundert. Das nahe gelegene Herrenhaus mit seiner seltenen Muschelgrotte stammt aus dem 16. Jahrhundert. Nach den Wünschen des Gemeinderates soll das kleine Grottenzimmer eines Tages als Veranstaltungsraum genutzt werden. Das ist aber Zukunftsmusik. Zunächst muss das Gebäude saniert werden. Der Anfang wurde mit dem Dach gemacht. Doch nun fehlt das Geld, um die Arbeiten fortzusetzen. Ohne Fördermittel, meint der Bürgermeister angesichts der Haushaltssituation, lassen sich solche Bauwerke leider nicht in Ordnung bringen.

Tüchtig die Ärmel hochgekrempelt haben Ursula und Kurt Fritzsche Ende der 80-er Jahre auf ihrem Pferdehof. Die alten Gemäuer sind inzwischen liebevoll hergerichtet. Amelie und Mareota, zwei junge Pferdeliebhaberinnen, gehören zu ihren Stammgästen. Jetzt, in den Herbstferien, sind sie fast jeden Tag vor Ort und reiten aus - fernab der viel befahrenen Hauptstraße.