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Hochwasser in Halle Hochwasser in Halle: Banges Warten

Von Gert Glowinski 02.06.2013, 17:16
Hochwasser auf der Peißnitz in Halle
Hochwasser auf der Peißnitz in Halle Bauer Lizenz

Halle/MZ - In aller Früh am Sonntag rollten die Kleintransporter und Krankenwagen aufs Gut Gimritz. Dort warteten bereits knapp 50 ältere Menschen und pflegebedürftige Senioren auf ihre Abreise.Vorsorglich hatte sich die Volkssolidarität dazu entschieden, ihr Alten- und Pflegeheim zu evakuieren. „Es gibt nur eine Zufahrt und diese Straße ist vom Hochwasser bedroht“, sagte Geschäftsführer Manfred Schuster. Seit dem Hochwasser von 2011 hat die Einrichtung einen Notfallplan. Bei den Überschwemmungen vor zwei Jahren hatten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk die alten Leute übers Wasser befördert. „Dieses Mal waren wir aber schneller und haben frühzeitig gehandelt“, so Schuster. Die Heimbewohner wurden gestern auf die anderen Einrichtungen der Volkssolidarität verteilt.

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat am Wochenende einen Stab eingerichtet, der eng mit Polizei, THW und Energieversorgern zusammenarbeitet. „Die Lage rund um Halle hat sich dramatisch zugespitzt“, so Wiegand. Laut Hochwasserprognosen müsse sich die Stadt  auf weiter steigende Saale-Pegel-Stände einstellen. Bis Montagabend könne ein Niveau von 6.30 Metern am Pegel Trotha erreicht werden. Gestern Abend lag der Pegel bereits bei über 5,75 Metern. Weite Teile der Peißnitz sind schon überschwemmt, einige Straßen mussten gesperrt werden, zum Beispiel die Halle-Saale-Schleife. Die  Deiche Gimritzer Damm und Passendorfer Damm werden durch Deichläufer  - Mitarbeiter des  Ordnungsamtes - überwacht, ebenso der Bereich der gesperrten Talstraße.

Unter intensiver Beobachtung stehen auch die halleschen Ortsteile Planena, Burgholz und Osendorf im Süden der Stadt - Einsatzkräfte sind bereits vor Ort . In der Grundschule Radewell in der Regensburger Straße und im Bereich Stadion 6 stehen sogar Notquartiere zur Verfügung. „Im Burgholz wurde ein Laufsteg installiert, der entsprechend der Lage angepasst wird. In diesem Ortsteil musste der Stromlagebedingt kurzfristig abgeschaltet werden“, so Halles Feuerwehrchef Andre Halko. Einige wenige Menschen habe man sogar vorsorglich evakuiert, etwas Dialyse-Patienten.

Auch wenn viele Bewohner im Süden der Stadt schon in vergangenen Jahren mit dem Hochwasser zu kämpfen hatten, ist die Sorge groß. „Noch ist die Lage nicht so schlimm wie 2011, aber noch 50 Zentimeter mehr und es wird wirklich brenzlig“, sagt Mario Anhelm, dem gestern das Wasser fast bis zum Hals stand, als er zu seinem Garten in der Elster-Aue wollte.

„Der Pegelstand allein ist nur ein Richtwert, was genau getan werden muss, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden“, so OB Bernd Wiegand.  Die Behörden gehen aber davon aus, dass die Stadt und ihre Einwohner gut auf die Fluten vorbereitet sind.

In welchem Zustand sich der Gimritzer Damm, der Neustadt vor Hochwasser schützen soll, genau befindet, ist freilich nicht ganz klar. Gestern stand das Wasser bereits am Fuß des Deiches, ob er auch viel größerem Druck standhalten wird, kann man lediglich hoffen. „Der Damm wird auf Sickerstellen überprüft“, so Martina Rüger von der Unteren Wasserbehörde. Bereits beim letzten großen Hochwasser hatte der Damm den Einsatzkräften Sorgen bereitet - am Ende aber gehalten.