Historie Historie: Einzug am Passendorfer Gut
Halle (Saale) - Das im Jahr 1710 gebaute prächtige sogenannte Inspektorenhaus, das Haupthaus des ehemaligen „Fußschen Gutes“ in Passendorf, ist mindestens äußerlich fertig saniert. Auch der Innenausbau läuft, im Spätsommer können die vier Wohnungen in dem dafür vorgesehenen Gebäudeteil bezogen werden. Das viele Jahre verfallende und leerstehende Gutshaus wird also buchstäblich wieder belebt. In anderen Gebäudeteil entstehen unter anderem Garagen und Technikräume für das neukleine Wohnquartier, eine geschlossene Siedlung zwischen Neustadt und dem grünen Südpark am Kirchteich.
Vor mehr als einem Jahr haben die Arbeiten begonnen, nun stehen auf dem Gutshof überall Rohbauten. In einer Mischung aus Sanierung und Neubau belebt in Passendorf der hallesche Bauunternehmer Igor Silan das marode Gut. Rund acht Millionen Euro werden nach eigenen Angaben investiert. Auf dem Gutshof wird derzeit am Rohbau zweier Mehrfamilienhäuser mit acht beziehungsweise sechs Wohnungen gearbeitet. Gegenüber vom Gutshaus sind zehn von insgesamt zwölf Reihenhäuser im Rohbau fertig.
Laut Projektleiter Alexander Langrock ist zudem der Bauantrag für eine Anlage Altersgerechtes Wohnen gestellt. Geplant ist am Gut der Bau von 15 Zwei- bis Drei-Raumwohnungen. Fertigstellung ist im nächsten Jahr geplant.
1898 wurde das Gutshaus mit Parkanlage neben dem Gut errichtet. Sie wird nach Jahren des Leerstandes als Büro und Wohnung genutzt. Die Villa, besser bekannt als „Schloss“ wurde samt Gutshof am vor fast sieben Jahren von der Stadt zwangsversteigert. Das Mindestgebot hatte 90.000 Euro betragen. Igor Silan bekam bei 150.000 Euro den Zuschlag. Für das Gut zahlte er nach einem spannenden Bieter-Duell 65.000 Euro. Es folgten unter anderem Streit mit der Baugenehmigung. Seitdem hat er immer wieder geplant, das Gut wieder herzurichten. Lange Jahre scheiterten Baugenehmigungen am Veto der Stadt. Auflagen wurden erteilt. Erst dieses vergangenen Jahres gab es eine Einigung.
Villa und Gut gehören zu den wenige erhaltenen Bauten von Passendorf, das praktisch dem Bau Neustadts gewichen ist. Vor allem für Neustädter sind sie Orte der Erinnerung. Das Schlösschen des 1947 verstorbenen Rittergutsbesitzer Friedrich Otto war unter anderem Kulturhaus „Johannes R. Becher“ und Ausflugslokal. Das Gut diente als landwirtschaftliche Berufsschule.
Am Samstag (6. Juni) sowie am 19./20. Juni kann das Gut jeweils von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. (mz)