Herrenlose Katzen Herrenlose Katzen: Wer gefüttert wird, ist kein Streuner mehr
Halle/MZ. - Wer Straßenkatzen regelmäßig füttert, muss für die Tiere auch Verantwortung übernehmen. Sie gelten dann nicht mehr als Streuner. Das ist die Kernaussage eines Pressegesprächs mit Bürgermeisterin Dagmar Szabados, der Veterinäramtsleiterin Sigrid Grünberg und der Sprecherin des Tierschutzvereins, Christine Kaiser. Der so genannte Futter-Paragraph der städtischen Gefahrenabwehrverordnung (GVO) treffe auf diese Straßenkatzen nicht mehr zu. Wer füttert, könne folglich auch nicht bestraft werden, so Szabados. Zudem gehe die Kastration weiter, an deren Finanzierung sich auch die Stadt beteiligen werde.
Vorausgegangen war dem Gespräch eine heftige Diskussion über mögliche Auswirkungen des Futter-Paragraphen, der in der derzeit noch gültigen GVO enthalten ist und in die neue Fassung übernommen werden soll (die MZ berichtete). "Streunende Tiere dürfen im Stadtgebiet nicht gefüttert werden", heißt es da. Das Füttern gelte als Ordnungswidrigkeit und könne laut Stadt mit 50 Euro bestraft werden. Ein Umstand, der die halleschen Tierschützer auf die Palme trieb. Immer wieder hatten sie von massiven Beschimpfungen gegen Katzenfreunde erfahren, die sich an den rund 150 Futterplätzen im Stadtgebiet um herrenlose Tiere kümmern. Kaiser: "Auch wenn bislang niemand einen Bußgeldbescheid erhielt, muss diese Diskriminierung aufhören." Statt dessen solle endlich anerkannt werden, was hier ehrenamtlich geleistet werde. Wie könne man von einem kultivierten Menschen verlangen, zuzusehen, wie in seinem Umfeld Tiere verhungern.
Entschieden weiter ging der Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Tierschutzbundes. In einem Schreiben an Halles Stadträte forderte er auf, "das unsinnige Fütterungsverbot von frei lebenden Katzen unter Androhung von Bußgeldern ersatzlos zu streichen." Der Deutsche Tierschutzbund werde gegebenenfalls für jede aufgefundene und verhungerte Katze konsequent Strafanzeige gegen die Stadt stellen, so Verbandsvorsitzender Matthias Pohlmann.
"Ein Fütterungsverbot ist für uns nicht akzeptabel", hieß es in einer Mitteilung des Regionalverbandes der Bündnisgrünen. Doch bringe die große Zahl frei lebender Katzen auch Probleme mit sich. So leide die Singvogelpopulation, hieß es. Zudem stelle die Verunreinigung von Spielplätzen eine Gefahr dar. Die Kastration habe sich als einzig vertretbare Lösung erwiesen.
Für völlig überzogen hielt Stadtrat Thomas Godenrath (CDU) die Reaktion zum Futterparagraphen. Immerhin sei er schon seit 1994 gültig, "ohne dass es zum massenhaften Abkassieren von Ordnungsgeldern gekommen ist." Allerdings müsse die Stadt handlungsfähig sein, wenn die Zahl streunender Tiere unverhältnismäßig zunehme. "Wollen wir eine übermäßige Population - ja oder nein?" spitzte Stadtrat Werner Misch (CDU) zu. Und er sah die Tierhalter in Sachen Kastration in der Pflicht.
Kastration, da war sich auch die Runde um Dagmar Szabados einig, sei die einzige Möglichkeit, um die Zahl der Straßenkatzen zu verringern. Sie solle weiter in der Regie des Tierschutzvereins laufen. Wer letztlich für die Kosten aufkomme, werde im Einzelfall geprüft. Szabados: "Auch die Stadt wird die Aktion entsprechend ihren Möglichkeiten unterstützen." Hygiene und Lage der Futterplätze solle ebenfalls der Tierschutzverein überprüfen und Fütterer gegebenenfalls auf ihre Verantwortung aufmerksam machen.