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Heidebad Heidebad: Halles Badewanne wird 60

Von katja pausch 19.06.2017, 09:50
Ende der 50er, Anfang der 60er gab es zwei lange Badestege und sogar schon einen Sprungturm im Heidebad.
Ende der 50er, Anfang der 60er gab es zwei lange Badestege und sogar schon einen Sprungturm im Heidebad. Nobel/Archiv

Halle (Saale) - „Halle soll ein Volksbad erhalten.“ Mit dieser Überschrift titelten die Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten am 25. Januar 1954. Der Grund wird gleich im Vorspann genannt: Halle sei eine Großstadt, und die Hallenser hätten nur wenig Möglichkeiten, im Sommer zu baden und „sich bei fröhlichem Spiel in landschaftlich schöner Umgebung zu erfrischen“.

Einige Jahre zuvor musste jeglicher Badebetrieb in der Saale aus hygienischen Gründen eingestellt werden. Daraufhin badeten die Hallenser in den Volksbädern Ammendorf, Gesundbrunnen, Pulverweiden und im Luisenbad. Und die waren hoffnungslos überfüllt, so dass sich die Hallenser wilde Badestellen suchten - zum Unmut der Stadtoberen.

Baden hat in Halle eine lange Tradition

Baden hat in Halle eine lange Tradition. Von den „Badehalloren“ wusste schon die Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts zu berichten. Das industrielle Zeitalter zerstörte jedoch diese Idylle, und nach 1950 badete niemand mehr in der Saale.

Also wurde 1954 mit den Bauarbeiten an der ehemaligen Braunkohlegrube „Neuglück“ begonnen, um ein Waldbad für die Hallenser zu schaffen. Hauptteil der Arbeit wurde von den Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Nietleben geleistet. Am 15. Dezember 1955 waren die ersten Fundamente gelegt, die Mauern der Umkleidekabinen standen und das Richtfest konnte gefeiert werden. Im Sommer 1957 lud dann der damals 300 Meter lange - heute sind es 700 Meter - Sandstrand zum Baden ein, es gab Gebäude und Kabinen.

Strandkörbe, Luftmatratzen und sogar Ruderboote

Für die Badegäste standen Strandkörbe, Luftmatratzen und sogar Ruderboote zur Entspannung und Erholung bereit. Zu dieser Zeit stand am Südufer des Sees noch die Zementfabrik in Nietleben. Zwei Holzstege führten im Abstand von 50 Metern ins Wasser und konnten für die Austragung von Wettkämpfen genutzt werden, es gab damals schon einen Sprungturm und es wurden regelmäßige Schwimmfeste veranstaltet.

Kurzum: Die idyllisch zwischen Nietleben und Dölauer Heide gelegene Wasserfläche wurde von den Hallensern gern besucht. Eigens zu diesem Zweck wurde von den Halleschen Verkehrsbetrieben die Buslinie F direkt bis zum Eingang des Bades eingeführt. In den 70ern entstand ein FKK-Strand.

Seit der Privatisierung 2007 erlebt das Heidebad alljährlich einen großen Ansturm. Dank der Initiative des rührigen Betreibers Mathias Nobel hat sich das Heidebad inzwischen als ganzjähriges Ausflugsziel etabliert - vom Neujahrsschwimmen im Januar bis zum Weihnachtsmarkt im Dezember. (mz)

Eigentümer Matthias Nobel öffnet die Tore zum Freibad Heidesee in Halle.
Eigentümer Matthias Nobel öffnet die Tore zum Freibad Heidesee in Halle.
Nicolas Ottersbach