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HC Einheit Halle HC Einheit Halle: Fall für das Buch der Rekorde

Von RÜDIGER FRITZ 12.12.2010, 20:52

Halle (Saale)/MZ. - Es hörte sich zunächst an wie eine schwer zu lösende Quiz-Frage: Wann hat der HC Einheit Halle jemals so spät ein erstes Tor in einem Handballspiel geworfen? Doch alle wussten sofort die Antwort. "So etwas ist noch nie passiert", sagte Kreisläufer Thomas Hollstein, seit 2002 Spieler im Einheit-Männerteam. "Ich bin seit 16 Jahren im Verein", meinte Torwart Helmut Feger. "An so etwas kann ich mich nicht erinnern. Das gab es noch nie." Mannschafts-Manager und Ex-Torhüter Michael Schmidt: "Ein schmerzhafter Fall für das Buch der Rekorde."

Die 30:32 (7:13)-Heimniederlage des HC Einheit am Sonnabend gegen den Drittliga-Tabellenletzten SVH Kassel rief an sich schon ein ungläubiges Kopfschütteln hervor. Aber das blanke Entsetzen überkam die Betrachter in der ersten Halbzeit. Nach 12:38 Minuten erzielte Axel Steinbach den ersten Treffer für Einheit - ein zweifelhafter Rekord, der eine Ewigkeit Bestand haben dürfte. Zu diesem Zeitpunkt führte der Abstiegskandidat Kassel mit 6:0. Eine Mannschaft, die vor lauter Verlegenheit erst gar nicht wusste, wie sie antreten sollte. Zehn Spieler des ursprünglich gemeldeten Aufgebots standen den Hessen um ihren neuen Trainer Gorden Hauer nicht zur Verfügung.

Doch die Gäste erlebten eine vorweihnachtliche Bescherung, wie sie ihnen im Traum nicht einfallen konnte. Die Abspielfehler und leicht vergebenen Torwürfe des HC in der ersten Viertelstunde ließen sich schon gar nicht mehr zählen. Ein Einheit-Fan brüllte erbost: "Ihr wollt wohl gar nicht gewinnen?"

Als die Mannschaft beim 7:13-Halbzeitstand in der Kabine verschwand, blieb der schwer erkältete Torwart Helmut Feger mutterseelenallein in der Halle auf der Bank sitzen. "Nicht, um niemanden anzustecken", meinte der 26-Jährige. "Was da drinnen gesagt werden musste, ging die Feldspieler an."

Nach der Predigt von Trainer Dimitry Radkevich lief es in der zweiten Halbzeit besser. Der 34 Jahre alte Co-Trainer und Kapitän Michael Kühnel kam in die Partie, nahm mit seiner Besonnenheit den Mitspielern ein wenig das Nervenflattern. Da Kassel zunehmend so spielte, wie es seiner Tabellenposition entsprach, hätte Einheit das Spiel fast noch gewendet. Fabian Metzner warf binnen 19 Minuten acht Tore. 22 Sekunden vor Schluss hatte Michael Kühnel die Chance zum 31:31-Ausgleich, aber Torwart Fabian Meyfarth hielt den Wurf. Das Aufbäumen kam zu spät.

Thomas Hollstein schluckte, noch ein zweites Mal. Dann rang er sich den inhaltsschweren Satz ab: "Wer gegen Kassel verliert, hat in der dritten Liga nichts verloren." Das klingt hart, ist aber zutreffend.

Zu Beginn der Saison hatte es ein wenig den Anschein von Tiefstapelei, wenn die HC-Spieler laufend als Saisonziel nannten, nur die Klasse halten zu wollen. Inzwischen ist der Kampf gegen den Abstieg bitter ernst geworden. Die Mannschaft hat einen neuen Mitspieler bekommen: die Angst. "Das ist in unseren Aktionen unübersehbar", sagt Kapitän Michael Kühnel. Zu allem Überfluss fällt mit Janus Grisanovs der teuerste Saison-Einkauf aus. Der lettische Nationalspieler muss sich am Montag in Hamburg nach einer Knochenabsprengung am rechten Daumen einer Operation unterziehen. Erst in einem Vierteljahr ist wieder mit ihm zu rechnen. "Es kommt wahrlich dicke", meint Michael Kühnel. "Aber retten können wir uns nur allein."

Einheit: Feger, Altenberger, Kühnel (3 / 1), Gragert (1), Alisch (5), Steinbach (1), Hollstein, Metzner (8), Suchanke (2), Haase (5 / 3), Weikert (2), Kern (3)