Angriffe auf Polizisten Hauptbahnhof Halle (Saale) ist für Polizei der gefährlichste Mitteldeutschlands

Halle (Saale) - Für die Polizisten im Hauptbahnhof in Halle gehört es zum täglichen Dienst: Pöbelnde Betrunkene zur Räson bringen, Streitereien schlichten, Diebe festnehmen. Oft werden die Beamten aber auch selbst zur Zielscheibe.
Wie im Fall, der sich vor kurzem im Bahnhof zugetragen hat. Zwei junge Frauen waren aneinander geraten, eine Polizistin wollte die Situation entschärfen. Daraufhin ging eine 22-Jährige mit Tritten und Schlägen auf die Polizistin los, die musste sich wehren und die Frau schließlich zur Wache mitnehmen. Ein typischer Vorfall im halleschen Hauptbahnhof.
Trauriger Spitzenplatz: Hauptbahnhof in Halle für Polizisten besonders gefährlich
Die Gewalt gegenüber Polizisten nimmt zu - und vor allem der Hauptbahnhof in Sachsen-Anhalts größter Stadt ist für die Beamten ein besonders gefährliches Pflaster. In keinem anderen Bahnhof Mitteldeutschlands werden Polizisten so oft angegriffen wir in Halle. „Es ist festzustellen, dass der Hauptbahnhof in Halle einen besonderen kriminalgeographischen Raum und in einem mitteldeutschen Ranking den traurigen Spitzenplatz einnimmt“, so Bernd Förster von der Bundespolizei gegenüber der MZ.
Die meisten Angriffe gebe es während des Streifendienstes der Polizisten. Besonders gefährlich sind dabei Kontrollen von Personen innerhalb des Bahnhofs und Festnahmen. In besonderen Einsatzsituationen wie zum Beispiel vor und nach Fußballspielen verzeichnet die Polizei dagegen kaum Attacken auf Beamte.
Angriffe auf Polizisten am Hauptbahnhof Halle: Wer sind die Täter?
„Der Großteil der Angriffe konnte mittels einfacher körperlicher Gewalt abgewehrt werden“. Die Täter sind meist deutsche Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren. „Knapp zwei Drittel der Angreifer waren bereits polizeilich bekannt, knapp die Hälfte zur Tatzeit alkoholisiert“, so Förster.
„Wir betrachten die gegenwärtige Entwicklung sehr kritisch und verfolgen derartige Straftaten in der gebotenen Konsequenz.“ Nach Angaben der Bundespolizei in Magdeburg wurden 2016 in Sachsen-Anhalt allein 111 Beamte bei 90 Angriffen in Bahnhöfen und Bahnen attackiert. Im Vorjahr gab es knapp 50 Vorfälle.
Auch Gewalt gegen Bahnmitarbeiter ist wachsendes Problem.
Insgesamt ist die Gewalt gegen Bahnmitarbeiter ein wachsendes Problem. „Die Angriffe auf unsere Mitarbeiter nehmen zu - das akzeptieren wir nicht“, sagte der Sicherheitschef der Deutschen Bahn (DB), Hans-Hilmar Rischke. Die Attacken reichten von Anpöbeln über Bespucken bis hin zu gefährlichen Körperverletzungen mit Fäusten oder Glasflaschen.
Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres wurden im Land 13 Angestellte - vom Zugbegleiter bis hin zur Sicherheitskraft - Opfer einer Körperverletzung. Weit mehr Bahnmitarbeiter werden regelmäßig beschimpft oder bedroht.
Deutsche Bahn schult ihre Mitarbeiter für den Ernstfall
Die Attacken an Bahnhöfen und in Zügen nehmen den Angaben zufolge aber nicht nur bei Bahnpersonal und Polizisten zu, sondern auch bei Sanitätern und Rettungskräften.
Die Deutsche Bahn bereitet ihre Mitarbeiter deshalb mit Schulungen auf den Ernstfall vor. „Es gibt zum Beispiel Deeskalationstrainings, bei denen unsere Mitarbeiter lernen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und richtig zu reagieren“, sagte der Sicherheitschef. Dazu gehöre etwa, sich nicht in Gefahr zu bringen und die Polizei zu rufen.
Attacken auf Bahnmitarbeiter: Auch Notfallpsychologen werden eingesetzt
Werde ein Mitarbeiter dennoch Opfer einer brutalen Attacke, bekomme der Angestellte Hilfe vom Unternehmen, erklärte der Sicherheitschef weiter. So berate etwa das Mitarbeiter-Unterstützungsteam (MUT), das aus Psychologen und Sozialarbeitern der ias-Gruppe - einem Dienstleister der Deutschen Bahn - besteht, die Betroffenen anonym am Telefon und stelle weitere Hilfsangebote bereit, so Rischke.
Bei besonders schweren Fällen könnten die Betroffenen das Erlebte auch mit einem Notfallpsychologen besprechen. „Gerade von anderen Menschen zugefügtes Leid, ist oft schwer zu bewältigen“, sagte eine Sprecherin der ias-Gruppe in Berlin. Im schlimmsten Fall drohten die Betroffenen arbeitsunfähig zu werden. (mz/dpa)
