Hans-Dietrich Genscher starb vor drei Jahren Hans-Dietrich Genscher starb vor drei Jahren: Ex-Klassenkamerad erzählt "von früher"

Halle (Saale) - Der 31. März ist für Günther Fugmann seit nunmehr drei Jahren ein besonderes Datum. Eines, das der pensionierte Lehrer auf keinen Fall vergessen würde - trotz seines vollen Kalenders und auch trotz so manchen Arzttermins, den man nun mal so hat, wenn man über 90 ist. 92, um genau zu sein.
„Der 31. März ist der Todestag meines alten Freundes Dieter“, sagt Fugmann. Mit Hans-Dietrich Genscher, dem berühmten Außenminister, der am 21. März 1927 in Reideburg geboren wurde und 2016 in Wachtberg bei Bonn verstorben ist, verbindet den Hallenser und wohl letzten lebenden Klassenkameraden nicht nur die gemeinsame Schulzeit am Städtischen Reformrealgymnasium in der Friesenstraße, das heute den Namen Genschers trägt, sondern eine lebenslange Freundschaft.
Ex-Klassenkamerad von Genscher: „1937 kamen wir beide ans Gymnasium, aber zunächst in getrennte Klassen“
„1937 kamen wir beide ans Gymnasium, aber zunächst in getrennte Klassen“, erinnert sich Fugmann an die erste Begegnung mit Genscher. Er selbst sei in der A gewesen, Genscher in der B-Klasse. „Nach vier Jahren gab es dann die Teilung in den naturwissenschaftlichen und in den sprachlichen Zweig - wir sind beide in die Sprachenklasse gewechselt“, so Fugmann, der auch später im beruflichen Leben der Schule treugeblieben ist - bis zur Pensionierung.
Fugmann hat, nachdem er auf seine Lehrerausbildung noch ein zweijähriges Studium an der Berliner Humboldt-Universität draufgesattelt hatte, unter anderem 14 Jahre an der halleschen Gehörlosenschule am Jägerplatz gearbeitet.
Ex-Klassenkamerad von Genscher: Heute lebt Fugmann gemeinsam mit seiner Frau im halleschen Süden
Heute lebt Fugmann gemeinsam mit seiner Frau im halleschen Süden in der gemeinsamen Wohnung. Dass diese im dritten Stock liegt, macht dem rüstigen Hochbetagten, der sich an „fast alles“ in seinem und auch Genschers Leben erinnern kann, nichts aus. Immer wieder springt der agile Senior von seinem Stuhl auf, eilt zum Schrank und sucht Fotos heraus: Die ältesten stammen aus der Schulzeit, die letzten von der Beerdigung, zu der er selbstverständlich nach Wachtberg bei Bonn gefahren ist.
„Es hat mich sehr gerührt, dass die Halloren der Salzwirkerbrüderschaft meinem alten Freund das Grabgeleit gegeben haben“, sagt Fugmann, der sich auf dem dortigen Friedhof schweren Herzens von Genscher verabschieden musste. Viele würden fragen, warum der gebürtige Reideburger nicht in Halle, sondern bei Bonn beigesetzt worden sei. „Aber seinem geliebten Wachtberg fühlte er sich verbunden“, so Fugmann. Aber eben auch seiner Heimatstadt Halle -und so wurde auf der Beerdigung von den Trauergästen auch das Lied „An der Saale hellem Strande“ gesungen.
Erinnerungen an Genscher: Fotos, Einladungen, Briefe und vieles mehr
Seine Erinnerungen an Genscher - Fotos, Einladungen, Briefe und vieles mehr - hat Fugmann allesamt in Mappen und Ordnern gesammelt und in einem Schrankfach im Wohnzimmer deponiert. Auch eine umfangreiche Chronik zu den Klassentreffen, zu denen Genscher stets an seine alte Schule nach Halle gekommen war, gehört dazu. „An die Treffen erinnere ich mich immer wieder gern“, so Genschers ehemaliger Schulkamerad.
Zu den jüngsten Schätzen Fugmanns zählt das 2018 erschienene Buch von Bettina Schaefer. Für „Mensch Genscher“, eine Sammlung mit Beiträgen von Barbara Genscher, Michail Gorbatschow, Klaus Kinkel, Friede Springer und vielen anderen Freunden, Wegbegleitern und Mitarbeitern, hat auch Günther Fugmann ein Kapitel beigesteuert - und dafür eine Danksagung samt Widmung der Herausgeberin erhalten. (mz)
