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Handwerk will faire Chance

Von Andreas Lohmann 14.01.2008, 18:12

Halle/Saalekreis/MZ. - Die neu formierte Kreishandwerkerschaft Halle / Saalekreis hat sich kritisch zu den Auftragsvergaben bei der Stadt Halle geäußert. "Die Stadt hat die Aufgabe, dem örtlichen Handwerk die Möglichkeit zu geben, sich an Ausschreibungen zu beteiligen", sagte Kreishandwerksmeister Lothar Dieringer. Doch wenn die wichtigen Aufträge nur an Generalunternehmer gingen, werde sie dem nicht gerecht.

Dieringer führt in Halle einen Betrieb für Heizung, Lüftung, Sanitär mit 13 Beschäftigten und ist Obermeister seiner Innung mit 54 Mitgliedern. Er sieht die Interessen der Handwerksbetriebe bei der städtischen Vergabepolitik nicht ausreichend berücksichtigt. Entweder seien die Auftragslose zu groß für einen einzelnen Betrieb oder die beauftragten Generalunternehmer suchten sich den billigsten Partner bundesweit. "Hier geht dann auch die Transparenz im Wettbewerb verloren."

Wegen fehlender Transparenz beteiligten sich viele Handwerker nicht mehr an Ausschreibungen der Stadt, so Dieringer. Er bezog in seine Kritik die Vergabepraxis bei der kommunalen Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) ein.

Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) hatte während ihres Wahlkampfes vor über einem Jahr erklärt, sie werde sich dafür einsetzen, dass die Aufträge der Stadt mehr als bisher an Betriebe aus der Region gehen. Dieringer sieht dieses Versprechen bisher nicht erfüllt. Er hofft, dass sich Wolfram Neumann, der seit Kurzem als Wirtschaftsdezernent im Rathaus fungiert, des Themas annimmt. "Wir sind gesprächsbereit."

Mit Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) traf sich Dieringer schon vor einigen Wochen. Bannert habe erklärt, er wolle streng darauf hinarbeiten, ortsansässige Firmen zu unterstützen, sagte Ingeborg Böhme, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Im ländlichen Raum sei das Bewusstsein in den Verwaltungen für die Anliegen des örtlichen Handwerks stärker ausgeprägt als in der Großstadt. "Hier wird von den Auftraggebern viel mehr Wert darauf gelegt, einen Handwerker vor Ort zu haben, der die Aufgaben erfüllt", sagte sie. Insofern sei sie optimistisch, dass sich die traditionell gute Partnerschaft auch nach der Fusion des Kreises und der Kreishandwerkerschaften fortsetze.

Am 1. Januar trat die im November beschlossene Fusion der Kreishandwerkerschaften Halle-Saalkreis und Merseburg-Querfurt in Kraft, so dass die Innungen und die ihr angeschlossen Betriebe aus Halle und dem Saalekreis nun unter einem Dach organisiert sind. Dieringer (44), der im Jahr 2006 den Vorsitz der Kreishandwerkerschaft Halle-Saalkreis übernommen hatte, erhielt auch in der größeren Struktur das Vertrauen. Sein Stellvertreter ist der bisherige Kreishandwerksmeister von Merseburg-Querfurt, Olaf Grünhage, ein 43-jähriger Kfz.-Meister.