Handball Handball: «Zweitspielrecht» in Liga zwei
Naumburg/halle/MZ. - Als Spielerin war Seidler 17 Jahre in der Saalestadt aktiv: zunächst in der DDR-Oberliga für die BSG Halloren, nach der Wende für Union in der 1. und 2. Bundesliga. "Ich habe dort meine Wurzeln, konnte bei dem Hilferuf des Vereins einfach nicht Nein sagen", so Ines Seidler.
Allerdings bleibt die Erfolgstrainerin auch den Burgenländern, die sie von der Verbandsliga bis in die dritthöchste deutsche Spielklasse geführt hat, treu. "Ich nehme bei Union quasi ein Zweitspielrecht wahr. Um es klipp und klar zu sagen: Das Engagement für die Hallenser hat nichts mit dem HSV zu tun. Auch an diesem Verein hängt mein Herz, und ich möchte meinen Vertrag dort über die laufende Saison hinaus gern verlängern", verkündete die 48-Jährige.
Beim SV Union Halle-Neustadt freut man sich über die Kulanz der Naumburg-Stößener. "Ines Seidler hat beim HSV noch eine Mission zu erfüllen. Daher sind wir dem Verein unendlich dankbar, dass sie für uns die zeitlich begrenzte Freistellung bekam", sagt Frank Kastner, der Teammanager des halleschen Zweitligisten. "In Absprache mit dem Vereinsvorsitzenden Sascha Krieg werden wir im Gegenzug den HSV auf einer anderen Ebene unterstützen."
Rein praktisch soll Seidlers Doppel-Engagement so aussehen, dass sie ein-, zweimal pro Woche mit den Frauen in Halle trainiert und an den Wochenenden den Spielbetrieb der Unioner so mit absichert, wie es der Spielplan ihrer HSV-Männer erlaubt. "Zwölf der noch ausstehenden 21 Saisonpartien der Frauen kann ich mit absolvieren", berichtet die B-Lizenz-Inhaberin, die in Zwebendorf bei Halle wohnt.
"An meinem Arbeitsaufwand für die Naumburg-Stößener wird sich dadurch nichts ändern." Dass sie am HSV sehr hänge, zeige auch die Tatsache, dass sie für diesen Verein im vergangenen Jahr 28 000 Kilometer zurückgelegt habe.
Während Ines Seidler mit den HSV-Männern die sofortige Rückkehr in die Mitteldeutsche Oberliga anstrebt - derzeit ist das Team Tabellenzweiter in Sachsen-Anhalts Oberhaus -, steigt sie in Halle direkt in den Abstiegskampf ein. Die Union-Frauen hatten zwar am vergangenen Wochenende bei Erstliga-Absteiger Bietigheim den ersten Auswärtspunkt der Saison eingefahren (35:35) und die "rote Laterne" an die TSG Wismar abgegeben. Dennoch trennte sich der Verein anschließend von Cheftrainer Arne Kühr, der das Team drei Jahre lang betreut hatte. Geschäftsführer Tilo Böger betont: "Wir setzen bewusst auf zwei Trainer aus Sachsen-Anhalt, da wir mit viel Herz und Leidenschaft für die Region diesen Bundesliga-Standort im weiblichen Bereich erhalten wollen. Zudem müssen wir mit dem Trainer-Duo auch den Nachwuchs-Bereich besser vernetzen." Seidlers Pendant Michael Funke war vor einem Monat bei Halles Zweitliga-Rivalen VfL Wolfsburg entlassen worden.
Gemeinsam müssen die beiden Trainer am Samstag ihre erste Aufgabe in Angriff nehmen. Ab 19 Uhr wollen die Wildcats den ersten Auswärtssieg der Saison beim nur einen Punkt und einen Platz besseren MTV Altlandsberg einfahren. Die Rand-Berlinerinnen werden vom ehemaligen Coach der halleschen Einheit-Männer, Helmut "Enno" Röder, betreut. Und der hat sein Team, das zuletzt von zahlreichen krankheitsbedingten Ausfällen gebeutelt war, gut eingestellt. "Die Hallenserinnen haben zuletzt Nellingen lange die Stirn geboten und in Bietigheim sogar einen Punkt geholt, die kommen mit recht viel Rückenwind zu uns. Wir können uns keine Halbherzigkeiten leisten, wenn wir die beiden Punkte behalten wollen."