Handball Handball: Zeit für Leidenschaft
Halle (Saale)/MZ. - Mehr als fünf Stunden rauchten am Donnerstagabend die Köpfe. Präsidium und das neue Management-Trio des Handball-Zweitligisten Union Halle-Neustadt haben darüber beraten, wie sie die schwierige wirtschaftliche Lage meistern können, um den einzigen verbliebenen Standort für Leistungs-Handball der Frauen in Sachsen-Anhalt zu erhalten. Der Ausgang schien offen, weil die Saison bislang finanziell nicht gesichert war. Am Ende waren sie alle einig: Wir packen das!
Der Verein braucht auch in den nächsten vier Monaten noch die Soforthilfe der Sponsoren. Dann, so hoffen alle, greift das neue Konzept von Ex-Spielerin Katharina Rothe, Teammanager Frank Kastner und Geschäftsführer Tilo Böger. Ab sofort geht das Trio unter dem Motto "Zeit für Leidenschaft" an die Geldbeschaffung. Ziel ist es, den Etat innerhalb von zwei Jahren von derzeit knapp 250 000 Euro mehr als zu verdoppeln.
Dabei verfolgen die Wildcats eine neue Strategie. "Wir fragen die Sponsoren nicht mehr, was sie für uns tun können, sondern wir fragen, was wir für sie tun können", sagt Rothe. "Wir wollen die Wildcats als Sympathieträger präsentieren, ruhig auch mal ein wenig sexy und verspielt." Der Kreis der Geldgeber soll bis Magdeburg erweitert, die neuen Medien für die Vermarktung der Wildcats neu erschlossen werden. "Hier liegen noch zuviele Felder des Sponsorings brach. Das packen wir jetzt an", so Rothe.
Das Wirken der neuen Leute kommt auch im Team der Wildcats gut an. "Wir haben jetzt für jedes Detail unseren Ansprechpartner. Es weht ein frischer Wind im Verein", sagt Rückraumspielerin Monic Burde. Und die beste Torjägerin der letzten Saison, Eileen Uhlig, ergänzt: "Es wird viel mehr kommuniziert. Wir haben das Gefühl, dass die Probleme jeder einzelnen Spielerin engagiert angegangen werden." Genau das ist Kastners Ziel. "Wir versuchen den Mädels alle Wünsche von den Lippen abzulesen. Sie sollen sich künftig keine Sorgen mehr um die pünktliche Zahlung ihrer Gehälter machen müssen", erklärt er.
Noch allerdings müssen Abstriche sein. Das für diese Woche geplante Trainingslager in Tschechien wurde aus Kostengründen auf einen Turnierstart reduziert. Doch Trainer Arne Kühr kann damit leben. Ihm war viel wichtiger, dass er beim Kader Planungssicherheit erhält. Alle Spielerinnen haben ihre Verträge und er bekam mit der 18 Jahre alten Linkshänderin Fabienne Kracht vom HSC Magdeburg sogar noch eine rechte Außenspielerin hinzu. Spätestens in der Winterpause wird die Suche einer neuen Torhüterin akut. "Janice Fleischer bestreitet ihre letzte Saison und wird dann Torwarttrainerin im Verein", sagt Kastner. Und auch bei der Wildcats-Reserve in der Mitteldeutschen Oberliga setzt das neue Management auf eigene Ressourcen. Der ehemalige Mannschaftskapitän des Zweitliga-Teams, Debby Aubrecht, wird die neue Trainerin.